Spanien will Klingendraht an der Grenze entfernen
Spaniens neuer Innenminister Fernando Grande-Marlaska hat in einem Interview angekündigt, er wolle alles daran setzen, den Natodraht an den Grenzzäunen in Melilla und Ceuta zu entfernen. Der Einsatz der messerscharfen Klingen zur Grenzsicherung ist auch in Spaniens Medien umstritten.
Verletzungen halten Flüchtende nicht auf
Verzweifelte Menschen dürfen nicht mit Rasierklingen gestoppt werden, pflichtet El Periódico de Catalunya bei:
„Tiefe Schnitte, dazu sind sie gemacht. Sie durchdringen Haut und Fleisch, verletzen die Nervenbahnen. ... Ihr Einsatz am Zaun von Melilla wurde systematisch von Menschenrechtsorganisationen verurteilt und von der EU kritisiert. ... Menschen, die bereit sind, alles auf sich zu nehmen, sogar Folter, Versklavung oder Tod, um Gewalt, Hunger und Misere der Heimat zu entfliehen, lassen sich so nicht abhalten. Diese schreckliche Verzweiflung verdient keine Klingen, die strategisch so angebracht sind, dass sie verletzen. Eben weil der Terror, vor dem geflohen wird, größer ist als die Ungewissheit der Reise nach Europa, muss Migrationspolitik gemeinsam abgestimmt werden. ... Mehr Reflexion und Planung und weniger Repression sind der richtige Weg.“
Die Zäune schützen Europas Demokratien
Der frisch vereidigte Innenminister soll bitte nichts überstürzen, mahnt ABC:
„Zweifelsohne können sich die Zaunüberkletterer extrem verletzen, aber darin besteht eben gerade die abschreckende und präventive Wirkung des Systems. ... Wird der Klingendraht abmontiert, braucht es Alternativen, um die Grenze zu Marokko besser zu sichern. Jede wegfallende Maßnahme muss durch eine andere ersetzt werden. Außerdem muss jede Entscheidung zur Grenzkontrolle eng mit den marokkanischen Behörden und den vor Ort arbeitenden Sicherheitskräften abgestimmt werden. Marokko hat sich in zwei für Spanien wichtigen Bereichen als zuverlässiger Partner erwiesen: in der Terrorbekämpfung und in der Migrationspolitik. Es wäre ein Fehler, die beiden Bereiche voneinander zu trennen. Die Risiken und Bedrohungen für die europäischen Demokratien sprechen dagegen.“