Weiterer Rückschlag für Ungarns Oppositionsmedien
Oligarch Lajos Simicska, einstiger Orbán-Vertrauter und heute dessen Gegner, hat den Verkauf seiner Firmen an den regierungsnahen Oligarchen Zsolt Nyerges angekündigt. Zu seinem Imperium gehörten auch Medien, die teilweise direkt nach der Wiederwahl Orbáns eingestellt wurden. Kommentatoren sehen jetzt auch noch den regierungskritischen Fernsehsender HírTV in Gefahr und sind entsetzt.
Aus dieser EU trete ich aus
Das drohende Ende eines weiteren regierungsunabhängigen Mediums in Ungarn lässt den Leiter des Meinungsressorts der Wochenzeitung hvg, András Hont, vor Wut schäumen:
„Liebe Europäische Union, liebe Arschlöcher! Es ist unsere eigene Schande, dass wir eine politische Opposition hervorgebracht haben, die auf die wahre Situation nicht einmal reagieren kann. Aber es ist Ihre Schande, dass Sie nicht einmal merken, wie in einem ihrer Mitgliedsstaaten, innerhalb weniger Minuten, die Reste der freien Öffentlichkeit abgeschafft werden. In der EU muss nicht nur der freie Verkehr von Waren, Kapital, Personen und Dienstleistungen gewährleistet werden, sondern auch jener der Gedanken. Schade, dass Sie das nicht so sehen. Darum verkünde ich, dass ich aus der Europäischen Union austrete. Ich will keinem Club angehören, der uns aufnimmt, oder besser: duldet.“
Alles wird bei der Regierung landen
Das Onlineportal 24.hu glaubt nicht, dass die Firmen und Medien von Lajos Simicska mit Zsolt Nyerges schon ihren endgültigen Besitzer gefunden haben:
„Es ist klar, dass unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, die Agrarfirmen und [die Baufirma] Közgép die wirklichen Werte darstellen. Unter politischen Gesichtspunkten sind aber auch die Reste des Simicska-Medienimperiums nicht uninteressant. Obwohl es nicht wahrscheinlich ist, dass der neue Besitzer Magyar Nemzet wieder auferstehen lässt, hat dieser Name noch einen Wert und davon könnte auch ein Produkt profitieren, das schon auf dem Markt ist. Auch das Schicksal des Fernsehsenders Hír TV ist interessant. Wenn wirklich alles zu [dem Orbán-Freund] Lörinc Mészáros käme, dann hätte der Milliardär aus Felscút schon zwei Fernsehsender.“