Facebook-Aktie stürzt ab
Die Facebook-Aktie hat am Mittwochabend innerhalb weniger Stunden fast ein Viertel ihres Werts verloren. Zuvor hatte der Internetkonzern bekannt gegeben, dass sein Umsatzwachstum im zweiten Quartal 2018 etwa acht Prozentpunkte geringer war als im ersten Quartal. Zudem gab es einen leichten Einbruch der Nutzerzahlen in Europa. Muss sich Gründer Mark Zuckerberg Sorgen machen?
Nur eine Kursberichtigung
Viele sehen Firmengründer Zuckerberg nach dem Datenskandal angeschlagen. Doch für Dagens Nyheter sind dessen Tage noch lange nicht gezählt:
„Trotz aller Skandale ist der Börsenkurs von Facebook lange gestiegen, und der Kurssturz vom Donnerstag darf als Kursberichtigung auf den Stand der letzten Jahre gesehen werden. Große Anteilseigner wie Trilium Asset Management haben zwar den Rücktritt Zuckerbergs gefordert. Doch es wird noch dauern, bis wir sehen, dass Zuckerberg sein Lebensprojekt aufgibt. Wir sollten nie unterschätzen, wie schnell sich die Umstände in der US-Technikbranche ändern, aber aktuell gibt es nichts, was darauf hindeutet, dass Facebook dabei ist, seine gigantische Macht auf dem digitalen Anzeigenmarkt und die damit verbundenen Einnahmen einzubüßen. Die einzige Einsicht der Woche ist, dass dessen Macht etwas weniger schnell zunimmt.“
Kein Grund zur Panik
Der Kurssturz ist eher den hysterisch anmutenden Erwartungen der Investoren geschuldet, als dass er auf ein Problem des Konzerns zurückzuführen wäre, glaubt auch Der Tagesspiegel:
„Fakt ist: Immer noch loggen sich 279 Millionen täglich einmal bei Facebook ein. Das sind nur drei Millionen weniger als im Vorquartal. Der Datenskandal dürfte seine Rolle spielen, doch vor allem manifestiert sich in den Zahlen eine schon seit längerem anhaltende Facebookmüdigkeit. … Auch wenn Facebook selbst bei den Jungen out ist, stellt das für den Konzern kein großes Problem dar. Diesen Teil der Kundschaft erreicht er über Instagram, das ebenfalls zu Mark Zuckerbergs Imperium gehört. ... [D]er Gesamtkonzern [dürfte] so schnell keine finanziellen Probleme bekommen. Im Gegenteil. Die Einnahmen legten im vergangenen Quartal um 42 Prozent zu. Ein Wert von dem die meisten Unternehmer träumen.“
Auch Himmelsstürmer stoßen an Grenzen
Der Kurssturz der Facebook-Aktie sollte eine Warnung sein, findet hingegen De Standaard:
„Auch Himmelsstürmer wie Facebook, Google, Apple, Netflix und Amazon stoßen irgendwann an Grenzen. ... Wenn jetzt einer der allergrößten Namen der digitalen Wirtschaft nach Luft schnappt, stellt sich die Frage, wie viel Luft eigentlich in dem ganzen Technologiesektor steckt. Wie realistisch sind alle hohen Erwartungen? In den nächsten Tagen und Wochen wird sich zeigen, ob nach dem Internetcrash von Anfang dieses Jahrhunderts erneut eine Blase platzt. Ein großer Teil der Kursgewinne der vergangenen Jahre ist nur in einigen Spitzenunternehmen konzentriert. Wenn das Vertrauen in sie wankt, kann das die Finanzmärkte erschüttern.“
Facebook frisst sich selbst auf
Der Konzern könnte zum Opfer seiner eigenen Strategie werden, erklärt der Tages-Anzeiger:
„Jahrelang hat er Konkurrenten übernommen, wie Instagram oder Whatsapp. ... Damit hat er zwar eine grosse Bedrohung ausgeschaltet: die von aussen. Eine neue ist dafür hinzugekommen: die von innen. Es entstand die Gefahr der Kannibalisierung - was sich jetzt am Beispiel Instagram zeigt. Ob die Rechnung unter dem Strich trotzdem aufgeht, ist offen. Das hängt davon ab, ob das Hochglanzformat aus den Nutzern ähnlich viel Kapital schlagen kann wie die klassische Facebook-Plattform. Das Grundproblem: Die Formate, von denen neue Dienste wie Instagram leben, lassen sich nicht so gut zu Geld machen wie Beiträge auf der statischen Facebook-Timeline. Dieses Problem muss der Konzern lösen.“