Ist Facebooks Ruf noch zu retten?
Facebook-Chef Mark Zuckerberg muss in dieser Woche vor Parlamentsausschüssen in Washington aussagen. Sein Unternehmen steht seit Wochen massiv in der Kritik, weil die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica Zugriff auf Daten von 87 Millionen Facebook-Mitgliedern ohne deren Zustimmung erhalten hatte. Kommentatoren identifizieren Zuckerberg als Kern des Problems.
Unternehmen braucht interne Aufpasser
Dass der Gründer von Facebook, Mark Zuckerberg, Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzender in einer Person ist, missfällt The Irish Times:
„Unter Zuckerbergs Führung hatte das Unternehmen mit einer Vielzahl von Datenschutz- und Datenmissbrauchsproblemen zu kämpfen. Diese wurden von ihm und Facebook nie wirklich angegangen und anfangs oft heruntergespielt. Die Aufsichtsratsmitglieder hätten ihrer Kontrollfunktion gerecht werden und sicherstellen müssen, dass die bekannten Probleme systematisch gelöst werden. Doch Aufsichtsratsvorsitzender ist Mark Zuckerberg selbst. Diese problematische Verbindung von Geschäftsführung und Aufsichtsratsvorsitz wird weithin als schlechte Unternehmensführung gesehen. All das legt nahe, dass sich bei einer Firma wenig ändern wird, die seit Jahren nicht wirklich ernsthaft auf Datenschutzbedenken reagiert.“
Zuckerberg sollte den Hut nehmen
Facebook wird die Krise überstehen, doch bei Zuckerberg ist sich die Tageszeitung Die Welt nicht mehr sicher:
„In den ersten Jahren war Zuckerberg noch untrennbar mit seiner Schöpfung verbunden. Aber inzwischen käme Facebook wohl auch ohne ihn zurecht. Zuckerberg steht für vieles von dem, was das Unternehmen in die Krise stürzte, wie die blauäugige Annahme, Drittanbieter würden mit den Daten der Nutzer schon sorgsam umgehen. Zudem gäbe es mit Sheryl Sandberg, der Nummer zwei des Konzerns, eine geeignete Nachfolgerin. Sandberg gilt als das gute Gesicht von Facebook. Und als Überfrau: Harvard-Diplom, Job im US-Finanzministerium, später bei Google, nun bei Facebook. Und dann ist sie auch noch Bestseller-Autorin und Mutter zweier Kinder. Reißt die Kritik an Zuckerberg nicht ab, könnte Sandberg ihn ersetzen.“
Facebook will und wird sich nicht ändern
Facebook kann aufgrund seines Wirtschaftsmodells überhaupt keine gravierenden Änderungen am Datenschutz vornehmen, erinnert Financial Times:
„Es ist weiterhin darauf angewiesen, so viele persönliche Informationen zu sammeln und weiterzugeben, wie es staatliche Behörden und die öffentliche Meinung zulassen. Es muss weiter alles in seiner Macht stehende dafür tun, dass Nutzer in einer Weise auf Inhalte zugreifen, dass Werbekunden davon profitieren. Die Beziehung Facebooks zu seinen Nutzern, die darauf basiert, ihnen Informationen zu entziehen und sie auszunutzen, ist die gleiche geblieben. ... Das Unternehmen hat seine Erklärung, welche Informationen es mit Werbekunden wie teilt, vereinfacht und klarer gemacht. Die Praktiken selbst haben sich aber kaum geändert.“
Nichts ist umsonst
Die Klage über mangelnden Datenschutz bei Facebook hält Delo für naiv:
„Es ist schwer zu verstehen, was so schlimm daran sein soll, wenn jemand Daten analysiert, die wir selbst freiwillig der ganzen Welt preisgegeben haben. Jedem Erwachsenen ist wohl klar, dass, wenn er etwas umsonst bekommt, dies in Wirklichkeit nicht umsonst ist. Die Nutzung von Facebook ist kostenlos. ... Jeder Verkäufer, auch jeder Verkäufer politischer Ideen, will den Markt so gut es geht kennenlernen, um sein Angebot dementsprechend anzupassen und Menschen in die Läden beziehungsweise an die Wahlurnen zu locken. Ernsthafte Politiker werden die Dienstleister, durch die sie den Markt kennenlernen, nicht abweisen. Und sie werden auch nicht allzu sehr hinterfragen, wie diese an die Daten gelangt sind.“
Datenschutz von Anfang an mitdenken
Der Deutschlandfunk hofft auf die EU-Datenschutzverordnung, die Ende Mai gültig wird:
„[Sie] wird dafür sorgen, dass Unternehmen zukünftig den Datenschutz von Anfang an mitdenken müssen. Damit wird das Problem von Daten-Lecks wie bei Facebook von vornherein zumindest verringert. Privatsphäre und Datenschutz als Grundprinzip beim Aufbau von neuen Plattformen und Dienstleistungen - und als Voreinstellung für alle Nutzer, das sind die neuen Grundregeln, die Datenschützer gegen viele Widerstände durchgesetzt haben. Gut möglich, dass diese Regeln einige vermeintlich innovative Geschäftsideen von Start-ups und Firmengründern schon im Keim ersticken, wie manche Politiker und Wirtschaftsvertreter beklagen. Doch das ist gut so. Denn nur so lässt sich verhindern, dass Unternehmen zukünftig wieder so naiv und unbekümmert Datenberge anhäufen wie Facebook.“
Umsonst ist der Käse nur in der Mausefalle
Am Ende des Tages kommt uns die Nutzung kostenloser Onlinediensten eben doch teuer, höhnt die Wirtschaftszeitung Dienas bizness:
„Ein lettisches Sprichwort besagt: Umsonst ist nur der Käse in der Falle - und nur für die zweite Maus. Und das stimmt. Daten sind zum Rohstoff geworden und in Zukunft wird ihre kommerzielle Bedeutung nur noch zunehmen. Alles ist zu einer Ware geworden: unsere Freundschaften, Liebe, Kinder, die schönen und wichtigsten Momente des Lebens, Reisen und Erinnerungen. Ob wir uns dessen nun bewusst sind oder nicht, wir zahlen einen hohen Preis für das kostenlose Internet. Der Preis ist unser Privatleben. Selbst Menschen, die nichts zu verbergen haben, laufen Gefahr, dass jemand auf ihre Information zugreift und sie - wenn es einmal nutzbringend wird - gebraucht, um zu manipulieren und zu fälschen.“
Zuckerberg hat Chance vertan
Dass Mark Zuckerberg nicht vor dem britischen Parlament Rede und Antwort steht, beschädigt Facebooks Glaubwürdigkeit noch mehr, findet La Vanguardia:
„Zuckerberg, der jeden Freitag mutig vor seine Mitarbeiter tritt, um Fragen zu beantworten, hat eine große Chance vertan, Marketing zu betreiben und verlorene Glaubwürdigkeit für sein soziales Netzwerk zurückzugewinnen. Der wichtigste Wert für Facebook ist das Vertrauen. ... Ein Foto vom König der sozialen Netzwerke in seinem typischen grauen T-Shirt vor den Abgeordneten im britischen Parlament - das wäre um die Welt gegangen. Facebook hat derzeit ein großes Glaubwürdigkeitsproblem und darf keine Gelegenheit auslassen, an seinem Image zu arbeiten und die Gemüter zu beruhigen.“
Zehn Parallelen zwischen Facebook und Fidesz
Facebook funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie die rechtspopulistische Regierungspartei in Ungarn, erklärt Publizist Csaba Balogh in der regierungskritischen Wochenzeitung hvg:
„Facebook und der Fidesz haben eine Menge gemeinsam. Erstens: Die Grundidee ist hervorragend, die Umsetzung indes wimmelt von Fehlern. Zweitens: Findest Du ein Problem im System, kannst Du es nirgendwo melden, um es zu beheben. Drittens: Es hat eine Person das Sagen, die niemals einen anderen Job hatte. Viertens: Der Gründer entschuldigt sich nur ungern. Fünftens: Er sammelt rege Daten von Dir. Auch dann, wenn Du nicht zustimmst. Sechstens: Neuerlich frönt er der Hassrede. Siebtens: Man kann ihn immer schwerer loswerden. Achtens: Er ist davon überzeugt, dass nur er die Welt verbessern kann. Neuntens: Man sollte Kinder nicht zu früh an ihn heranlassen. Zehntens: Seine Botschaften und Inserate sind nervig.“
Facebook-Nutzer sind keine Opfer
Auch die Facebook-Nutzer müssen in die Pflicht genommen werden, kommentiert Phileleftheros:
„Ist der Bürger tatsächlich das Opfer? Trägt der arme Bürger denn niemals Verantwortung dafür, was mit ihm passiert? Auch wenn er Fotos veröffentlicht vom Essen, das er jeden Tag kocht, Bilder von jedem Schritt, den er macht, Fragen beantwortet, den Like-Button klickt und die Ansichten anderer teilt? ... Und plötzlich fordern Promis und einfache Menschen, die Konten auf Facebook zu schließen und verweisen mit der gleichen Begeisterung und Unschuld auf ähnliche Seiten, die angeblich zuverlässiger sind. Das Problem ist natürlich nicht die Existenz dieser Plattformen, sondern wie wir diese verwenden - das ist doch klar. Deshalb sollten wir uns nicht jedes Mal als unschuldige Opfer präsentieren.“
Verbraucher bald weniger naiv
Der Skandal um Facebook und Cambridge Analytica wird die Nutzer in sozialen Netzwerken wachsamer machen, prophezeit Offnews:
„Der Datenskandal wird sich insofern auf die sozialen Netzwerke auswirken, als die Verbraucher in Zukunft weniger naiv an sie herantreten werden. Sie werden nicht mehr glauben, dass es sich um harmlose Plattformen handelt, auf denen man guten Gewissens mit Freunden kommunizieren kann. Der Glaube, dass virtuelle Freundschaften so gut sind wie echte und sie gar ersetzen können, wird der Erkenntnis Platz machen, dass man mit der Anmeldung bei Facebook das Haus von Big Brother betritt, in dem man sich freiwillig zum Opfer undurchsichtiger politischer und wirtschaftlicher Interessen machen lässt.“
Das System ist das Problem
Der eigentliche Skandal ist nicht die Ausbeutung persönlicher Daten von Cambridge Analytica, meint Slate:
„Das wahre Problem ist, dass Facebook zu den wichtigsten Unternehmen zählt, die dieses sozio-kommerzielle System aufgebaut haben. Ein System, das dafür verantwortlich ist, dass Menschen überall auf der Welt problemlos akzeptieren, für die Nutzung eines kostenlosen Online-Dienstes Informationen über sich preiszugeben. Facebook ist nicht nur die Quelle der Daten, die Cambridge Analytica verwendet hat. Es ist der Grund dafür, dass diese Art von Daten existiert. Und es ist der Grund dafür, dass sie auf diese Weise sortiert und organisiert werden.“
Liberale machen Zuckerberg zum Sündenbock
Dass Cambridge Analytica mancherorts für die Wahlniederlagen liberaler Parteien mitverantwortlich gemacht wird, ist aus Sicht von Rzeczpospolita reine Ablenkungstaktik:
„Die Empörung über die Benutzung der von Cambridge Analytica geschaffenen Instrumente ist nur ein weiterer Versuch, einen Schuldigen für die politischen Niederlagen der Liberalen in Amerika und Europa in den letzten zwei Jahren zu finden. Natürlich wurde dem Fortschrittslager der Sieg gestohlen. Doch mit eigenen Fehlern und Unterlassungen soll das nichts zu tun haben. Aber nun sind nicht mehr Putin und seine Trolle für den gestohlenen Sieg verantwortlich, sondern ein innerer Feind. Zuckerberg soll den Sündenbock spielen.“
Warum ich auf Facebook bleibe
Für den Radiojournalisten Taavi Libe kommt es trotz des Skandals nicht in Frage, Facebook zu entsagen. Stattdessen schlägt er in Õhtuleht eine Alternative vor:
„Vielleicht sollten wir Facebook wie unser Zuhause ansehen. Wenn es zuhause unordentlich ist, schließen wir auch nicht die Tür von außen ab und suchen uns ein neues. Aufräumen ist lästig, aber billiger. Ebenso wäre Facebook schon viel angenehmer, wenn ich meine Faulheit überwinden könnte und aufhören würde, Bekannten zu folgen, die Persönlichkeitstest teilen. ... Außerdem, wenn man Facebook löscht, woher weiß man dann, welche der eigenen Bekannten Rassisten oder Analphabeten sind?“
Boykott ist First-World-Privileg
Solche Kampagnen sind gut und schön, aber keine Lösung des Problems, gibt Spiegel Online zu bedenken:
„Die Onlinemitteilsamkeit an sich aufzugeben, sich auszuklinken, scheint - und das ist durchaus verständlich - für viele Menschen keine umsetz- oder auch nur denkbare Option zu sein. Zudem gibt es nicht nur die westliche Perspektive: Für viele Menschen in Schwellenländern ist Facebook nahezu gleichbedeutend mit dem Internetzugang an sich. Das Facebook-Konto löschen zu können, ist ein Privileg, das sich dort niemand leisten kann. Deshalb ist, auch wenn das merkwürdig klingt, die Radikallösung nicht ausreichend. Es braucht Regeln, die für den Alltag von Millionen Nutzern - oder, im Fall von Facebook, zwei Milliarden - taugen.“
Auch Facebook kann stürzen
Facebooks Macht beginnt zu bröckeln, analysiert Kauppalehti:
„Facebook hat kürzlich von einer historischen Wende berichten müssen. Im Zeitraum Oktober bis Dezember des vergangenen Jahres ist die Zahl der aktiven Nutzer in Nordamerika, dem wichtigsten Markt des Unternehmens, erstmals gesunken. ... Die Debatten nach der US-Präsidentschaftswahl haben verdeutlicht, was für eine Höllenmaschine mit datengesteuertem Marketing geschaffen werden kann. … Facebooks Macht ist noch immer gewaltig, aber das Unternehmen ist nicht mehr unverletzlich. Nach dem jüngsten Skandal werden die Menschen das Angebot vielleicht etwas vorsichtiger nutzen, was wiederum zu einem Rückgang der Werbeeinnahmen führen kann.“
Der Mensch wird zur Ware
So ganz überraschend kommt der der Missbrauch von Facebook-Daten für Berlingske nicht:
„Helfen kann man sich am besten selbst: Dieses populäre Medium muss auf eigene Rechnung und eigenes Risiko genutzt werden. ... Das Ganze kann die Spitze des Eisberges sein. Jeder Besuch einer Website erzählt etwas über dich. Jede Bewegung, bei der du dein Handy dabei hast, kann verfolgt werden. Wenn du dich in die virtuelle Welt begibst, wirst zur Ware mit einem hohen Kurs. Keiner will die sozialen Medien in staatliche Hand geben oder anders regulieren - das tun Länder, mit denen wir uns normalerweise nicht vergleichen. Der schlimmste Betrug kann vermutlich mit Gesetzen und Regeln eingedämmt werden. Aber der gesunde Menschenverstand gibt wie immer die größte Sicherheit.“
Schwere Aufgabe für Bulgariens EU-Kommissarin
Die für Digitalwirtschaft zuständige EU-Kommissarin Mariya Gabriel aus Bulgarien ist wegen des Datenskandals um Facebook nun gefordert, kommentiert Webcafé:
„Bojko Borissows Vorzeige-Europäerin ging hoch gepriesen und mit großen Ambitionen ins Amt, doch vor allem mit der Hoffnung, dass ihr Ressort Digitalwirtschaft einfach ist und sie, obwohl sie keine besondere Expertise in diesem Bereich hat, nicht viel falsch machen kann. Die Internetgiganten entpuppen sich aber als ständige Quelle von Problemen und Skandalen, auf die die EU-Institutionen kaum eine Antwort haben.“
Gefahr einer Facebookratie
Datenmissbrauch bedroht die Demokratie, klagt De Volkskrant:
„Das alte Handwerk des politischen Wahlkampfes droht zu einer unsichtbaren Kriegsmaschinerie zu verkommen, zu einer Gefahr für die Demokratie. ... Es ist an der Zeit zu schauen, wie die Demokratie sich wappnen kann gegen die unsauberen und heimlichen Methoden, derer sich postmoderne Wahlkämpfer bedienen. Genau wie beim Kampf gegen Fake News ist es schwierig, den Wahlkampf zu reglementieren, ohne die Meinungsfreiheit zu untergraben. Aber vielleicht sollte es verpflichtend sein, bei Nachrichten, die mit Hilfe von Data Mining [Anwendung statistischer Methoden auf besonders große und komplexe Datenmengen] und Microtargeting [Beeinflussung von Einstellungen und Verhalten] verbreitet werden, den Absender zu nennen.“
Regeln müssen auch für Onlinemedien gelten
Der rechtliche Rahmen, dem Print und Fernsehen unterworfen sind, sollte endlich auch im Internet Anwendung finden, fordert Kolumnist Daniel Finkelstein in The Times:
„Ich bin überzeugter Verfechter der Meinungsfreiheit. Doch die sozialen und rechtlichen Regeln, die im Printbereich gelten, dürfen nicht bei Bildschirmpixeln halt machen. Der Versuch der US-Senatoren Amy Klobuchar und John McCain, ein Gesetz für aufrichtige und ehrliche Werbung beschließen zu lassen, ist ein gutes Beispiel. Dieses würde einige der Regeln, die für Wahlwerbung im Fernsehen und in Printmedien gelten, auf den Online-Bereich übertragen. Dazu zählt die Auflage, die Geldgeber von Werbekampagnen offenzulegen. ... Der britische Medienminister Matt Hancock wiederum fordert zu Recht, dass mittels Altersüberprüfung sichergestellt wird, dass Kinder nur auf für sie geeignete Inhalte zugreifen können.“
Nicht die Technik ist schuld am Missbrauch
Die Affäre um den Missbrauch der Daten von Millionen Facebooknutzern darf nicht zu einer generellen Anklage gegen den technologischen Fortschritt führen, warnt der Technik- und Medienphilosoph Yoni Van Den Eede in De Morgen:
„Unsere Bestürzung ist gerechtfertigt, beruht aber auch auf einem Irrtum. Einerseits sind wir nicht bereit, die wirkliche Tragweite von technologischer Beeinflussung anzuerkennen und klammern uns an das Idealbild des selbstbestimmten Menschen. Auf der anderen Seite haben wir die unbehagliche Vermutung, dass die Technologie uns doch überflügeln wird. Warum? Weil wir Technologie nicht als etwas Organisches ansehen wollen. Als etwas, das von selbst wächst und sich entwickelt, zum Teil unabhängig von unserem Willen, aber sicher nicht komplett unabhängig. Denn wir sind Teil des Spiels. ... Wir sind die Technologie.“
Selbstkontrolle funktioniert nicht
Welche Inhalte von Internetunternehmen wie Facebook online publiziert werden dürfen und welche nicht, muss staatlich festgelegt und überprüft werden, fordert The Guardian:
„Dass sich ein privates US-Werbeunternehmen als Schiedsrichter in allen politischen und kulturellen Konflikten der Welt aufspielen möchte, ist an Eitelkeit kaum zu überbieten. ... Die Standards bei der Kontrolle des Internets müssen transparent sein und von der Rechtsprechung unabhängig überwacht werden. Diese Aufgabe kann mit Sicherheit nicht den Internetunternehmen überlassen werden, die mit Werbung ihr Geld verdienen und derzeit die meisten Inhalte kontrollieren. Ihre Urteile haben sich bisher als höchst undurchsichtig und willkürlich erwiesen.“
Mehr Macht den Nutzern!
Auch der Web-Experte Juan Carlos De Martin fordert eine Verschiebung der Kontrollmacht im Internet. In La Repubblica schreibt er:
„Die Nutzer von sozialen Netzwerken und Suchmaschinen müssen verstehen, warum genau das, was sie auf ihren Bildschirmen sehen, dort erschienen ist. ... Vor allem bei politischen Inhalten muss erkennbar sein, wer sie produziert hat und auf Basis welcher Daten. Der Nutzer muss dabei frei entscheiden können, ob seine persönlichen Daten weiter für politische Zwecke verwendet werden dürfen. Mit anderen Worten: Zum jetzigen Zeitpunkt liegen die Waffen in der Hand derjenigen, die den Bildschirm kontrollieren. Es ist an der Zeit, dass auf ebendiesen Bildschirmen Funktionen erscheinen, die die Macht derjenigen verstärken, die auf ihn schauen.“