Film über Missbrauch in der Kirche spaltet Polen

In Polen ist am Wochenende der umstrittene Film Kler in den Kinos angelaufen. Darin geht es um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche und die Verstrickungen von Kirche und Politik. Einige Kleinstädte wollen den Film laut Medienberichten nicht in ihren Kinos zeigen, die Regierungspartei PiS kritisiert ihn scharf. Woher rührt diese Kritik und ist sie gerechtfertigt?

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Gazeta Wyborcza (PL) /

Symbiose zwischen Kirche und Politik

Gazeta Wyborcza glaubt, dass die PiS den Film aus purer Angst so hart kritisiert:

„Keine andere Partei lebt in einer so engen Symbiose mit der Kirche wie die PiS, und der Film Kler zeigt diese Symbiose. Und das ist der Grund für die Besorgnis der PiS. Die Reaktionen der Kirche selbst sind ruhiger. Viele Bischöfe, allen voran der Primas Polens, Wojciech Polak, haben eine Reinigung der Kirche begonnen und vor einigen Jahren strenge innerkirchliche Strafen für Priester eingeführt, die der Pädophilie verdächtigt werden. Die Bischöfe jedoch, die öffentlich ihre Verbundenheit zur PiS erklärten, waren immer am stärksten gegen die Abrechnungen der Kirche mit der Sünde der Pädophilie. Sie griffen Medien an, die diese anmahnten.“

wPolityce.pl (PL) /

Das erinnert an Nazi-Propaganda

Nicht aus Angst vor politischem Bedeutungsverlust, sondern nur aus Sorge um die Kirche kritisiert die Regierungspartei den Film, erwidert Michał Karnowski, Herausgeber des PiS-nahen Onlineportals wPolityce.pl:

„Wenn die polnische Rechte sich um die Folgen des Films Kler sorgt, dann nicht wegen möglicher politischer Verluste, sondern deshalb, weil sie die Kirche als ein riesiges gesellschaftliches Gut betrachtet. Dieser neueste Angriff auf die Priester - der viele Beobachter an die Propaganda der Nazis gegen die Juden erinnert, weil er dieser in seiner Verächtlichmachung ganzer Bevölkerungsgruppen ähnlich ist - stimmt vor allem traurig. Er ist der Beweis für eine Verrohung eines Teils des kulturellen Milieus sowie für den barbarischen Hass eines Teils des medialen Establishments.“