Frankreichs Lehrer klagen über Gewalt
Ein auf Snapchat veröffentlichtes Video, in dem ein Schüler seiner Lehrerin eine Pistole an den Kopf hält, hat seit Donnerstag einen Aufschrei auf Twitter provoziert. Unter dem Hashtag PasDeVague (kein Aufsehen erregen) schildern Lehrer ihre Erlebnisse mit Gewalt an Schulen. Wie gravierend ist das Problem und woher rührt es?
Von der Schulleitung alleingelassen
Das Problem nicht übertreiben und gleichzeitig die Lehrer ernstnehmen, diese Doppelstrategie empfiehlt der Soziologe Benjamin Mignard in Le Monde:
„Mitte der 1990er Jahre ist dieser alarmistische Diskurs entstanden, der jede neue Schlagzeile begleitet. Dabei kann man in Wahrheit eher eine Stagnation des Phänomens Gewalt an Schulen beobachten, auf keinen Fall eine Explosion. ... Der Erfolg des Hashtags PasDeVague auf Twitter zeigt meiner Meinung nach allerdings, dass die Lehrer Schwierigkeiten haben, und dass sie sich von der Schulleitung alleingelassen fühlen. Die Lehrer glauben oft, dass ihre Vorgesetzten sie nicht unterstützen, alle Studien zeigen das.“
Jugendliche lernen keinen Respekt
Lehrer und Eltern haben es gleichermaßen zu verantworten, dass Jugendliche ihre Mitmenschen nicht respektieren, kritisiert die Lehrerin und Autorin Barbara Lefebvre in Le Figaro:
„Als ich das Video gesehen habe, ist mir vor allem die Passivität der Lehrerin aufgefallen, als sei das einfach ein weiterer 'Vorfall' im Alltag. Ist es nicht auch das Klima in der Klasse, das sie geschaffen hat, das es den Schülern erlaubt, so weit zu gehen? ... Doch das Benehmen dieses Teenagers ist vor allem der Erziehung im Elternhaus geschuldet. Die Eltern stehen bei der Erziehung des Kindes an erster Stelle, sie sind Vorbild für das Kind. Darauf baut seine Identität auf, durch sie lernt es, wie menschliche Beziehungen funktionieren. Die Art, mit der Eltern verlangen, dass das Kind seine Mitmenschen außerhalb der Familie respektiert, bedingt seine Fähigkeit, sich in verschiedenen Kontexten zurecht zu finden.“