Antisemitischer Anschlag in Pittsburgh
In Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania hat ein Mann am Samstag in einer Synagoge elf Menschen erschossen. Die Polizei nahm den mutmaßlichen Täter fest, einen Rechtsextremisten, der zuvor in sozialen Netzwerken antisemitische Parolen verbreitet hatte. Kommentatoren fragen sich, auch angesichts der jüngsten Bombenfunde: Was sind die Gründe für Hass und Gewalt in den USA?
Wer das Volk aufhetzt, erntet Hass
Der Anschlag auf die Synagoge von Pittsburgh und die vereitelten Angriffe mit Paketbomben auf führende Demokraten zeigen, wie sehr die Saat des Hasses in den USA aufgeht, bemerkt De Volkskrant:
„Wer politische Gegner nicht als Rivalen ansieht, deren Meinungen man nicht teilt, sondern als Verräter und Feinde des Volkes, öffnet die Tür zu Gewalt. Wenn Gegner als verderbliche Kräfte gesehen werden, die 'das Volk' mutwillig benachteiligen oder sogar vernichten wollen, kann das zum Gedanken führen, dass sie auch physisch eliminiert werden müssen. Das war die Logik des rechtsextremen Massenmörders Anders Breivik. ... Wer seine Anhänger konsequent aufhetzt, indem er eine komplexe Welt reduziert zu einem einfachen Kampf zwischen dem 'guten Volk' und einer bösartigen Elite, schafft ein Klima, in dem rechtsextremer Hass und Gewalt gedeihen können.“
Auch Linke zündeln verbal
Das Phänomen der radikalisierten Sprache ist jedoch nicht allein auf Trump und die Rechte beschränkt, findet The Sunday Times:
„Manche mögen behaupten, dass die Sprache des früheren demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders nie so aufrührerisch war wie jene Trumps. Doch die Unterschiede liegen im Detail. Sanders bezeichnete Trump 2016 als 'ganz besonders gefährlich und unamerikanisch'. Er warf ihm 'Fanatismus' vor. ... Trump ist kein Antisemit, doch einige Vertreter der Alt-Right-Bewegung schmähen regelmäßig Juden. Andererseits gibt es auch unter den radikalen Linken Antisemiten. Es ist nicht zu leugnen, dass Menschen auf beiden Seiten des politischen Spektrums unmäßige Sprache benutzen - auch wenn die Linke stets darauf pocht, dass die andere Seite schlimmer ist.“
Antisemitismus ist verabscheuungswürdig
Antisemitismus darf in keiner demokratischen Gesellschaft Platz haben, fordert Dagens Nyheter:
„Er sieht die Juden als verräterisches Element und in eine globale Verschwörung involviert. ... Seit Jahrhunderten sind diese Stereotypen und Phantasien die treibenden Kräfte für Verfolgung, Vertreibung und Zerstörung. ... Der neue wie der alte Antisemitismus sind verabscheuungswürdig. Judenhass hat in keiner Form seinen Platz in unseren modernen europäischen und amerikanischen Demokratien. Politische und religiöse Führer müssen konsequent alle Formen seines Ausdrucks verurteilen. Und die demokratische Gesellschaft muss alle dem Rechtsstaat zur Verfügung stehenden Mittel anwenden, um ihre jüdische Bevölkerung vor Belästigungen und Gewalt zu schützen.“