Soros-Uni kehrt Budapest den Rücken: Ein Verlust?
Die von George Soros gegründete Central European University (CEU) verlegt zum kommenden Studienjahr einen Großteil ihres Angebots von Budapest nach Wien. Ein neues Gesetz untersagt es der Privatuni, US-Abschlüsse anzubieten. Zuletzt weigerte sich die Orbán-Regierung außerdem, ein Abkommen mit dem US-Staat New York zu unterzeichnen, dass die Weiterführung des Betriebs doch noch ermöglicht hätte.
Störendes Element in Orbáns Universum
Warum Viktor Orbán die CEU ein Dorn im Auge ist, erklärt Gábor Miklósi, stellvertretender Chefredakteur von Index:
„Die CEU ist unerwünscht, weil sie eine selbst finanzierte Privatuniversität ist und die Regierung deswegen über die Finanzen keinen Einfluss darauf nehmen kann, wer dort wen welche Inhalte lehrt. Dabei ist die CEU in internationalen Rankings die mit Abstand am höchsten gelistete Universität Ungarns. Viktor Orbán mag niemanden, der nicht von ihm abhängt, sich anmaßt, ihn zu kritisieren oder ihm im Weg steht. ... Eine Universität, die die wissenschaftliche Wahrheit sucht, offene Debatten darum für lebenswichtig hält und die ungarische Studierende und Lehrende hat, ist ein störendes, fremdes Element für ein sich verschließendes nationalistisches Regime.“
Im Bluffen ist die CEU Weltklasse
Dass die ganze Aufregung um die CEU übertrieben ist, findet die regierungsnahe Tageszeitung Magyar Hírlap:
„Laut Washington Post hat sich auch der US-Botschafter in Ungarn, David Cornstein, inzwischen abwertend über die CEU geäußert. ... Er äußerte sein Unverständnis darüber, wie das Thema überhaupt so wichtig werden konnte. Herr Cornstein kennt die Antwort natürlich. Die CEU macht nicht ihre Dimensionen 'groß', sondern ihr Beziehungsnetz und ihre Lobbyarbeit. Im Bluffen ist die CEU Weltklasse. Darum steht sie ganz oben auf den Publikationslisten und darum kommt sie auf verschiedene Ranglisten von Universitäten, darum werden ihre Absolventen oft eingestellt und darum erschallt es jetzt von den Medien, wie glücklich die Wiener sind, dass die CEU zu ihnen zieht.“