Macron verliert seine Wähler
Laut der jüngsten Umfrage des Meinungsinstituts Ifop würden 24 Prozent der Franzosen die rechtsextreme Partei Rassemblement National von Marine Le Pen wählen. Emmanuel Macrons Partei La République en Marche kommt lediglich auf 18 Prozent. Kann der Präsident das Vertrauen der Bürger nach den Gelbwestenprotesten zurückgewinnen?
Präsident braucht neuen Draht zu seinen Bürgern
Macron sollte sich von seinen Amtsvorgängern inspirieren lassen, rät der Politikjournalist François Bazin in Le Figaro:
„Um aus dem Umfragetief herauszukommen - oder dies zumindest zu versuchen - waren sie dazu gezwungen, ihre Präsidentschaft neu auszurichten. Mitterrand hat dafür Europa gewählt, Hollande den Pakt der Verantwortung. ... Das einzige vergleichbare Element bei Macron ist das Versprechen einer großen nationalen Debatte, deren Ausgang naturgemäß ungewiss ist. ... Mit diesem Versprechen hat der Präsident zweifellos das richtige Thema gewählt, nämlich die Definition einer neuen Demokratie, in der der Staatschef nicht länger allein das Sagen hat. Dies erfordert Zeit. Dabei müsste jetzt dringend eine politische Maßnahme her, die es erlaubt, einen direkten Kontakt zwischen Élysée-Palast und Franzosen wiederherzustellen.“
Macronismus ist am Ende
Wenig Hoffnung auf eine Revitalisierung der Politik des französischen Präsidenten hat To Ethnos:
„Wenn Macrons Partei bei der Europawahl schlechte Werte bekommt, wie kann er dann bis zum Frühjahr 2022 regieren? … Wird das politische System schicksalsergeben oder untätig warten, bis Le Pen kommt, oder wird es nach Macrons taktischem Rückzug gegen die Rebellion der Gelbwesten mit einer sozialen Stabilisierungsstrategie vorgehen, die zum ersten Mal eine Abweichung von der Linie der europäischen Integration erfordert, die Deutschland seinen Partnern auferlegt hat? Auf jeden Fall glaubt niemand in Paris, und auch nicht in Brüssel und Berlin, dass es möglich ist, die Dynamik Macrons und des Macronismus neu zu starten.“
Der Hoffnungsträger ist tief gefallen
Anfang 2018 hatte Macron getwittert, dass das Jahr im Zeichen der nationalen Einheit stehen solle. Für Magyar Hírlap heute ein Grund zu spotten:
„Diesen Eintrag haben Internetnutzer in den letzten Tagen wiedergefunden und Macron natürlich nicht geschont. Besonders im Licht der letzten Ereignisse des vergangenen Jahres sind diese Worte des Präsidenten lächerlich, denn wenn die französische Nation im Moment eines eint, dann ist es die Ablehnung seiner Person und seiner Regierung. Nicht nur Macrons Tweet hat inzwischen einen bitteren Nachgeschmack, sondern auch all die Titelseiten der letzten Jahre, die ihn als neuen Herren Europas begrüßt haben. Denn Europas Herr - egal in welchem Sinne - kann nur schwerlich jemand sein, der nicht einmal die Unterstützung seines eigenen Volkes genießt.“