Handelsstreit: USA und China wollen reden
Die USA und China unternehmen einen neuen Anlauf, um ihren Handelsstreit beizulegen. Am Montag und Dienstag wird eine US-Delegation in Peking empfangen. Wem macht der Wirtschaftskrieg am meisten zu schaffen, Peking, Washington oder den unbeteiligten Dritten?
Trump könnte erneut kapitulieren
Die harte Rhetorik des US-Präsidenten könnte China zugutekommen, erklärt Arnaud Leparmentier, US-Korrespondent von Le Monde:
„Der US-Präsident wirkt manchmal wie ein großmäuliger Catcher, der kapituliert, sobald er Angst bekommt. Genau das hat er gemacht, als er mit den Mexikanern und Kanadiern einen umgestylten Freihandelsvertrag unterschrieb. Ebenso, als er gegenüber Europa auf neue Zölle auf Auto-Importe verzichtete. Natürlich nicht aus Nachsicht, sondern weil Donald Trump mit der Rebellion seiner Autolobby und der Republikaner konfrontiert war. Seit seinem Wahlsieg lässt der US-Präsident seine Politik an der Entwicklung der Wall Street messen. Sollten die Kurse aus Angst vor China erneut einbrechen, wird Trump kurzerhand ein dahin gepfuschtes Abkommen mit Peking unterzeichnen wollen, einen Vertrag, der aus Groll und Argwohn entstanden ist, und nur einen provisorischen Waffenstillstand darstellt.“
Wer anderen eine Grube gräbt
Trump scheint sich im Handelsstreit mit China ins eigene Fleisch zu schneiden, kommentiert La Libre Belgique:
„Das US-Haushaltsdefizit erreicht ein neues Zehn-Jahres-Hoch, das Wachstum verlangsamt sich, der Dollar legt zu, die Börsen sind beunruhigt, die Aussichten des produzierenden Gewerbes verdüstern sich und Chinas Reaktionen fallen zwar wohldosiert aus, sind aber dennoch schmerzhaft. … Doch Donald Trump macht, der Sorgen der Märkte ungeachtet, fröhlich weiter. Er glaubt China in Bedrängnis. Doch passend zu den Auswirkungen des Shutdowns auf die Wall Street und den Entwicklungen beim Giganten Apple, kommen die USA nicht wirklich in einer Machtposition an den Verhandlungstisch. Kann Trump, der den Untergang seines Gegners bewirken will, verhindern, dass er selbst ertrinkt?“
Peking unter Druck
Noch nie waren die Umstände so günstig, um China zum Einhalten der Regeln eines freien Welthandels zu zwingen, meint Rzeczpospolita:
„Es ist nicht lange her, da schien es ausgeschlossen, dass Präsident Xi Jinping sich auf Zugeständnisse einlässt, weil sie sein System des 'staatlichen Kapitalismus' bedrohen, in dem eine unabhängige Justiz und Wettbewerb keinen Platz haben. Aber vieles weist darauf hin, dass der Staatschef in der Klemme steckt. Wie ein Fahrrad muss sich die chinesische Wirtschaft schnell vorwärts bewegen, damit das System nicht umkippt. ... Das Weiße Haus droht, es werde Zölle von bis zu 25 Prozent auf die gesamten Importe aus China einführen, falls es in den folgenden zwei Monaten zu keiner Vereinbarung kommt. Dies könnte die Entwicklung der Volksrepublik aufhalten.“
Flaute in China weltweit zu spüren
Angesichts schlechter Wirtschaftsdaten aus China blickt De Standaard besorgt auf die wirtschaftlichen Verflechtungen mit dem Land:
„Wenn in Chinas Konjunktur der Winter einzieht, wird es auch für den Rest der Welt frostig. Denn die chinesische Wirtschaft ist in den vergangenen 20 Jahren immer enger mit der globalen Wirtschaft verknüpft worden. ... Anfang des Jahrhunderts betrug der Anteil der chinesischen Wirtschaft am Welthandel rund sieben Prozent. Heute ist China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und ihr Anteil ist auf 19 Prozent gestiegen. Es gibt fast kein Industrieprodukt mehr, das nicht (teilweise) in China hergestellt wird.“