Gedenken an Rosa Luxemburg
Am 15. Januar 1919 wurde Rosa Luxemburg gemeinsam mit Karl Liebknecht von nationalistischen Freikorps-Soldaten in Berlin ermordet. Die Anführer der revolutionären Arbeiterbewegung gelten bis heute als Vorbild der politischen Linken in Europa. Rosa Luxemburgs Handeln und ihre Überzeugungen inspirieren Kommentatoren dazu, über Lehren für die heutige Zeit nachzudenken.
Als die Barbarei ihren Anfang nahm
Der linke Philosoph Gáspár Miklós Tamás erinnert auf Mérce daran, dass der Mord an Rosa Luxemburg nur der Anfang einer langen Geschichte des Leidens war:
„Die Leiche im Landwehrkanal war ein Zeichen für alles, was danach noch kommen sollte: ... Der zweite und diesmal endgültige Verrat der deutschen Sozialdemokratie, die Tatsache, dass die russische Revolution alleine blieb und daraus der Stalinismus entstand, der Triumph des Faschismus in Europa, der das liebste Friedrich-Engels-Zitat von Rosa Luxemburg bestätigte: 'Sozialismus oder Barbarei'. Engels dachte noch nicht ernsthaft daran, dass auch Sozialismus mit Barbarei möglich sei, doch auch das ist geschehen.“
Sie schuf den besseren Teil der Geschichte
Man muss sich an Rosa Luxemburg und die rechte Gewalt, der sie zum Opfer fiel, erinnern, mahnt Gazeta Wyborcza:
„Keiner der Schuldigen am qualvollen Tod Rosa Luxemburgs wurde verurteilt. Sie alle gehörten Freikorps an, also freiwilligen, nationalistischen, paramilitärischen Formationen, deren Ziel es war, die Linke zu bekämpfen. Viele Mitglieder der Freikorps wurden später zu Nazis, sie gehörten auch den Kriegseinheiten an, die in Polen kämpften, unter anderem während der schlesischen Aufstände, wie etwa der SS-Mann Erich von dem Bach, und während des Warschauer Aufstands. Rosa, eines ihrer ersten Opfer, ist heute in Vergessenheit geraten und geht in der rechten Wut unter. Denken Sie jedoch an sie. Sie hat den besseren Teil unserer Geschichte geschaffen.“
Freiheit muss stets verteidigt werden
Für die Süddeutsche Zeitung ist es vor allem Luxemburgs Satz "Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden", der hochaktuell bleibt:
„Sie hätte die Demokratie unserer Tage zwar als Fassade eines entfesselten Kapitalismus abgelehnt. Aber ihr Satz von der Freiheit des Andersdenkenden bleibt hoch aktuell, er gilt weit über den Zusammenhang hinaus, in dem er entstand; er gilt immer dann, wenn es darum geht, wie man Freiheit definiert. Von linksradikalen Utopien ist wenig übrig. Der Rechtspopulismus aber stürmt heran und täuscht gar vor, er wolle überhaupt erst wahre Freiheit schaffen. Die Demokratie wirkt angesichts dieser Herausforderung oftmals unnötig verzagt, dabei ist die Freiheit doch die größte Stärke der offenen Gesellschaft. Viele nehmen diese Freiheit als selbstverständlich, doch das ist sie nicht. Sie muss stets bekräftigt, mit Leben erfüllt und verteidigt werden.“