Wer wird neuer Präsident der Ukraine?
Etwa 30 Männer und Frauen kämpfen bei der Wahl am 31. März um das Präsidentenamt in der Ukraine. Amtsinhaber Poroschenko muss um seine Wiederwahl fürchten, der Komiker Selenskyj liegt derzeit in Umfragen vorn. Beobachter sind weitgehend enttäuscht vom Kandidatenfeld und kritisieren den Wahlkampf des aktuellen Präsidenten.
Keine guten Kandidaten in Sicht
Knapp zwei Monate vor der Präsidentschaftswahl in der Ukraine hat das Land noch immer keine guten Kandidaten für den Posten, bedauert Latvijas avīze:
„Es ist seltsam und unverständlich: Fünf Jahre nach dem Maidan in einem der größten Länder Europas, mit 45 Millionen Einwohnern, gibt es keine neuen und überzeugenden Politiker. Und das in einem Land, in dem das politische Leben blüht. Wo an einem heißen Sommernachmittag in Parks Männer in hellgrauen Anzügen und weißen Hüten über die neuesten Entwicklungen in der Ukraine und der Welt diskutieren. Doch im Wahlkampf sehen wir nur die alte Garde - Poroschenko, Timoschenko, Laschko. ... Und natürlich noch ein paar Figuren aus der zweiten und dritten Reihe. Das war’s.“
Favorit ohne große Ideen
Selenskyj bietet höchstens ein bisschen Abwechslung, findet Dziennik Gazeta Prawna:
„Er profitiert vom Überdruss der Ukrainer, der sich einstellt, wenn es um etablierte Politik geht. Die Wähler verbinden politische Veteranen mit Korruption und unerfüllten Versprechen und machen sie für die niedrigen Löhne verantwortlich. Hinzu kommt die Müdigkeit, die der fast fünfjährige Krieg mit Russland verursacht hat. Die Programmvorschläge von Selenskyj enthalten jedoch keine Besonderheiten. Auf die Frage der Onlinezeitung Ukrajinska Prawda, wie er die Korruption bekämpfen wolle, die nach wie vor das größte Hindernis bei der Entwicklung des Landes ist, sagte er: 'Ich werde die gleichen Regeln für alle einführen. Wie ich es im Jurastudium gelernt habe, so wird es im echten Leben sein'.“
Staatliche Repression gegen die Herausforderer
Wie Poroschenko versucht, mit allen Mitteln seine Macht zu sichern, erklärt Iswestija:
„Die Repression gegen die oppositionellen Kandidaten nimmt zu. ... Mit Blick auf die 'prowestlichen' Kandidaten Timoschenko und Selenskyj muss sich das Poroschenko-Lager allerdings auf schlechte PR in den vom Präsidenten-Oligarchen kontrollierten Medien beschränken, um eine laute Reaktion des Westens zu vermeiden. Doch gegen die Oppositionskandidaten, die den Südosten der Ukraine vertreten, sind der Staatsmacht die Hände viel weniger gebunden. Man kann sie aus dem Rennen nehmen, verprügeln oder mit Seljonka [einem giftgrünen, kaum abwaschbaren Desinfektionsmittel, das augenschädlich ist] überschütten, ihre Wahlkampfveranstaltungen platzen lassen und sogar gegen sie Ermittlungsverfahren einleiten. Der Westen wird dazu schon schweigen. Vieles erinnert an die erste Wahl Poroschenkos.“