Macron will Antisemitismus-Definition erweitern
Als Reaktion auf jüngste antisemitische Vorfälle in Frankreich hat Präsident Macron gegenüber dem Dachverband der jüdischen Gemeinden angekündigt, die offizielle Antisemitismus-Definition um den Begriff des Antizionismus zu erweitern. Man werde die entsprechende Definition der Internationalen Allianz zum Holocaust-Gedenken (IHRA) übernehmen. Der Schritt wird in der Presse kontrovers diskutiert.
Hass auf Menschen nicht relativieren
Sicherheitsexperte Aurélien Marq hält die Erweiterung der Antisemitismus-Definition in Causeur für höchst riskant:
„Das ist eine gefährliche Verwirrung, denn sie spielt die moralische Bedenklichkeit des Antisemitismus herunter. Wie kann man aus ethischer Sicht die Feindseligkeit gegenüber einem Staat - auch wenn dieser ein Bündnispartner ist - gleichsetzen mit der Feindseligkeit gegenüber einem Volk, gegenüber Menschen aus Fleisch und Blut? Selbstverständlich sind beide Haltungen oft miteinander verbunden. Das Verschwinden eines Staats herbeizusehnen, der möglicherweise eine Verurteilung verdient, und entsprechend zu handeln, stellt auf jeden Fall ein kriegerisches Verhalten dar. Doch ist dies in keinem Maß damit vergleichbar, Kinder allein wegen ihrer Abstammung zu hassen. Denn genau das ist Antisemitismus!“
Antizionismus ist nur das Feigenblatt
Antizionismus muss entschlossener bekämpft werden, drängt der Genfer Rabbiner François Garaï in Le Temps:
„Antizionismus ist das Feigenblatt, das einen tiefsitzenden Antisemitismus kaschiert. Er ist der politische Arm des Antisemitismus. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn wir das nicht verstehen, sind alle guten Absichten nur leere Worte. Der Kampf gegen den Antisemitismus erfordert einen langen Atem. Einigen Staaten scheint er zu schwer zu sein, denn sie müssten dafür ihre eigene Verantwortung eingestehen. Ihr Schweigen und ihre Neigung, antisemitische Straftaten zu entschuldigen, die unter dem Deckmantel des Antizionismus verübt wurden, hat Hass gegen Juden den Weg geebnet.“