Renten-Drama in den Niederlanden
Die Regierung in Den Haag hat diese Woche eine Initiative zur Belebung der seit acht Jahren dauernden Verhandlungen über eine Rentenreform gestartet. Zuvor hatten Rentenfonds mit Kürzungen gedroht, weil ihnen die Reserven ausgingen. Kommentatoren sehen das in den Niederlanden traditionelle Poldermodell am Ende, in welchem Arbeitgeber, Gewerkschaften und Regierungsgesandte einen Konsens finden.
Das ist unser Brexit
Da Gewerkschaften und Arbeitgeber an gesellschaftlichem Einfluss verloren haben, sind die Verhandlungen über das Rentenabkommen festgefahren, beobachtet Volkskrant-Kolumnistin Sheila Sitalsing:
„Die Verhandlungen über eine Rentenreform, die sich schon etwa acht Jahre hinziehen, sind zum Brexit des Polder geworden: zu einer hoffnungslosen Diskussion geschwächter Parteien. Die Gewerkschaften und Bosse präsentieren sich gegenseitig uralte Argumente. Nur die Hartnäckigsten unter uns haben noch die Nerven, diesen Prozess aufmerksam zu verfolgen. Und ob da schnell etwas herauskommen wird, muss man erst noch sehen. Mit geschwächten Partnern kann man im Polder-Modell schlecht Geschäfte machen.“
Starre Gewerkschaften vermiesen den Lebensabend
Sollten die Renten ab kommendem Jahr gekürzt werden, sind dafür die Gewerkschaften verantwortlich, meint De Telegraaf:
„Die drohenden Kürzungen erhöhen den Druck auf die Verhandlungen über eine Rentenreform in unserem Land. Die Regierung will den notleidenden Rentenfonds nur dann helfen, wenn es ein neues System gibt. ... Die Verhandlungen über die Reform verlaufen schleppend, wobei vor allem die Gewerkschaften querschießen. Diese Haltung können sie sich nicht länger erlauben. Jetzt muss Tempo gemacht werden mit einem neuen System, sonst werden viele Ältere das ab kommendem Jahr direkt in ihrem Portemonnaie spüren. Das können die Gewerkschaften doch auch nicht wollen.“