Gedenken an Genozid in Ruanda
Ruanda gedenkt in dieser Woche des Genozids vor 25 Jahren. Am 6. April 1994 begann der Massenmord der Hutu an der Minderheit der Tutsi. 800.000 Menschen wurden getötet, UN-Blauhelmsoldaten, die sich im Land befanden, schritten nicht ein. Medien beschäftigen sich mit den Auslösern des Völkermords und mit der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft.
Über den Rundfunk aufgehetzt
Der Aufruf zum Völkermord in Ruanda kam per Radio, erinnert Index:
„In Ruanda wurden am Ende des damals schon vier Jahre dauernden Bürgerkriegs innerhalb von drei Monaten etwa eine Million Menschen ausgerottet. Es brauchte dafür keine industriellen Todeslager, keine organisierte Vernichtung. Die eine Hälfte der Bevölkerung schlachtete die andere Hälfte mit Handwaffen ab. All das geschah in einem Land mit sechs Millionen Einwohnern, im Großen und Ganzen vor den Augen der Weltgemeinschaft, inmitten der hilflosen Uno-Friedenstruppen. Das Radio spielte so eine große Rolle bei dieser Vernichtung, dass sein Besitzer später als Kriegsverbrecher verurteilt wurde.“
Hassrede bleibt brandgefährlich
Wie gefährlich Hassreden sein können, macht Karjalainen deutlich:
„Die mit den Tutsi zusammenlebenden Hutu wurden mit Mitteln zum Völkermord angestiftet, die auch heute noch weit verbreitet sind: mit Hassreden. … Durch Übertreibungen und Lügen wurden die anderen als Schuldige an allen Problemen ausgemacht. Die unglaublichsten Behauptungen schienen realistisch, wenn nicht sogar wahr zu sein, wenn man sie nur oft genug wiederholte. … Die Europäer, auch die Finnen, sollten die Gefahr von Hassrede nicht vergessen. In Ruanda wurde der Hass mündlich und über das Radio verbreitet. Heute verbreiten sich solche Aussagen noch viel schneller und sind gefährlicher: Wir leben weitestgehend in unserer eigenen Blase und kennen nicht unbedingt die ganze Wahrheit, wissen nicht, was in der nächsten Blase vor sich geht.“
Wer zuschaut, ist nicht unparteiisch
Die Welt darf sich bei Völkermorden nicht heraushalten, appelliert die sozialistische Abgeordnete Carlota Merchán Mesón in eldiario.es:
„Nach dem Völkermord erklärten die Vereinten Nationen, dass dies 'nie wieder' geschehen dürfe. Aber nach Ruanda kam Srebenica, wo 8.000 Menschen in einer Region hingerichtet wurden, die unter internationalem Schutz stand; oder Darfur, wo etwa 400.000 Menschen starben; und vor Kurzem die Verfolgung der Rohingya. Diese Dinge passieren nicht plötzlich. Ein Volk ermordet sich nicht von einem Tag auf den anderen. ... Ich widerspreche denjenigen, die sagen, dass abseits stehen Unparteilichkeit bedeutet. Man darf Neutralität nicht mit Äquidistanz zu Tätern und Opfern verwechseln. Sonst ergreift man Partei für die Ungerechtigkeit.“
Frankreichs Mitschuld nicht länger leugnen
Frankreichs politische Entscheidungsträger müssen endlich eingestehen, dass der französische Staat mit seinen Waffenlieferungen an Ruanda zum Völkermord beigetragen hat, drängt Guillaume Ancel, der damals als Hauptmann am militärischen Einsatz in Ruanda beteiligt war, in Le Monde:
„Wir haben den Völkermördern vor, während und sogar nach dem Genozid Waffen geliefert. Das sind heute dokumentierte Fakten. ... Warum kehren unsere Entscheidungsträger die Verantwortung um? Warum machen sie die Henker zu Opfern? Durch ihre Entscheidungen und ihr Verhalten haben [der damalige französische] Präsident François Mitterrand, sein Generalsekretär Hubert Védrine sowie sein Generalstabschef Admiral [Jacques] Lanxade uns in eine inakzeptable Lage versetzt: Frankreich kann der Mitschuld am Völkermord angeklagt werden.“