Wie verändert Künstliche Intelligenz unser Leben?
Die EU hat Ethikregeln zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz vorgelegt. In einer Pilotphase können Unternehmen, Forschungsinstitute und Behörden bis 2020 die ethischen Richtlinien testen. Im Anschluss sollen Gesetzesvorschläge entwickelt werden. Für Kommentatoren zeigen sich Politik und Gesellschaft noch zu passiv bei der Gestaltung der Zukunft.
Die Zukunft in die Hand nehmen
Krytyka Polityczna kritisiert, dass die Debatte über das Leben 4.0 kaum eine Rolle spielt:
„Wenn in Europa die Gespenster Populismus und Nationalismus umgehen, denkt niemand über die Folgen technologischer Veränderungen nach, die in zehn bis 20 Jahren jeden etwas angehen werden. Der Regulierungsprozess wird aufgeschoben, starke Lobbys verhindern ihn, und die Öffentlichkeit wird durch widersprüchliche, emotionale Botschaften manipuliert. ... In der Zwischenzeit verändert sich die Produktion, das Protein wird durch Silizium ersetzt, Arbeiterjobs verschwinden und immer mehr Jugendliche werden in Berufen ausgebildet, die nicht zur neuen Realität passen. Statt soziale Kriege mit Waffen aus der Vergangenheit zu führen, lohnt es sich, darüber nachzudenken, wie man sich auf die bevorstehenden Veränderungen vorbereiten kann.“
"Ethik-Washing" bringt nichts
Es wäre ein Fehler, wenn die EU-Kommission es bei einer bloßen Selbstverpflichtung der Branche belassen würde, mahnt das Handelsblatt:
„Um es in Abwandlung eines Politikerzitats zu sagen: Eher legt der Hund einen Wurstvorrat an, als dass sich die Tech-Branche wirksam selbst reguliert. ... Zahlreiche Tech-Unternehmen haben mittlerweile solche Ethikräte installiert. Doch in der Regel haben diese Gremien nur eine beratende Funktion, dürfen nicht öffentlich über ihre Arbeit sprechen, und vor allem ist ihr Input nicht bindend für das Management. Kritiker sprechen daher vom 'Ethik-Washing' der Branche, um staatlicher Regulierung vorzubeugen. Deshalb ist es umso wichtiger, die Regeln für diese neue Zeit - und vor allem die Kontrolle über die Einhaltung dieser Regeln - in staatliche Hände zu geben.“
Maschinen nehmen uns die Verantwortung
Welche Gefahren mit künstlicher Intelligenz verbunden sind, erklärt Laurence Trochu, Präsidentin der konservativen politischen Organisation Sens commun, in Le Figaro:
„Unsere persönlichen digitalen Helfer geben uns Anweisungen und kommandieren uns herum. Und so nehmen sie uns das weg, was uns spezifisch menschlich macht: unsere Fähigkeit, uns auszudrücken, Entscheidungen zu treffen und uns zu engagieren. Unsere Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, schwinden dahin. Dass die Angelegenheiten des Menschen und deren Administration jetzt per Autopilot erledigt werden, bedeutet auch das Ende der Politik. Denn die Bedingungen, die erfüllt werden müssen, damit Politik praktiziert werden kann, sind nicht länger gegeben: Widerspruch und Debatte.“
Dem Menschen zu Diensten sein
Der Versuch vieler Firmen heutzutage, schnell KI-Lösungen zu entwickeln, geht meist schief, bemerkt Pierre Cabane vom Anbieter für KI-gesteurte Analysesoftware Sinequa in Les Echos:
„Erstens stoßen die Zulieferer im Technologiebereich an ihre Grenzen. Oft dauern Verkaufszyklen bis zu 24 Monate und die Bezahlung deckt den Aufwand nicht. Zweitens kann man beobachten, dass die Teams, die darauf warten, dass für ihre Berufsgruppe die berühmte 'disruptive Lösung' [bestehende Technologien ersetzende Innovationen] entwickelt wird, die ihren Arbeitsalltag revolutioniert, zunehmend genervt sind. ... Künstliche Intelligenz ist nur dann gut, wenn sie nicht zum Ziel hat, Menschen in Firmen zu ersetzen, sondern sie dabei zu unterstützen, ihre täglichen Aufgaben zu erfüllen.“