Seidenstraßen-Beitritt: Kopfschütteln über Schweiz
Die Schweiz hat sich Chinas umstrittener Infrastruktur-Initiative Neue Seidenstraße angeschlossen. Bundespräsident Ueli Maurer wurde in Peking von Xi Jinping zu einem Staatsbesuch empfangen, dabei unterzeichneten beide eine entsprechende Absichtserklärung. Kommentatoren stößt die Entscheidung der Schweiz bitter auf.
Humanitäre Tradition über Bord geworfen
Dass nun auch die Schweiz mitmacht, ist ein Armutszeugnis für das Land, kommentiert die Süddeutsche Zeitung:
„Viele Länder aus Afrika, Zentralasien und Südostasien beteiligen sich an der Neuen Seidenstraße, weil sie hoffen, mit chinesischem Geld dringend notwendige Infrastrukturprojekte finanzieren zu können. Die Schweiz hat das nicht nötig. Sie knickt vor den Interessen der heimischen Wirtschaft ein. Dass [Bundespräsident] Maurer dies als Entwicklungshilfe verkauft und auf die 'lange humanitäre Tradition' der Schweiz verweist, ist schlicht perfide. Die humanitäre Tradition, auf die das Land zu Recht stolz ist, hat er an diesem Tag über Bord geworfen.“
Bayern ist wichtiger als China
Die EU und ihr Binnenmarkt müssen in der Schweizer Politik weiterhin Vorrang vor China haben, mahnt die Neue Zürcher Zeitung:
„Gewiss, das ostasiatische Land wird für die Exportindustrie immer wichtiger. Dennoch ist das Wachstum zu relativieren. China hat im Vergleich zu hochentwickelten europäischen Ländern weiterhin Aufholbedarf. In absoluten Zahlen sind diese für den wirtschaftlichen Austausch immer noch viel bedeutender. Allein das Handelsvolumen mit den süddeutschen Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern ist grösser als dasjenige mit China. Vor diesem Hintergrund bleibt der Zugang zum Binnenmarkt der EU zentral. Einem Partner, mit dem Bern trotz Differenzen zudem viele politische Werte teilt.“