Pompeos Besuch in Sotschi: Kommt das Tauwetter?
US-Außenminister Pompeo trifft am heutigen Dienstag in Sotschi seinen russischen Amtskollegen Lawrow und Präsident Putin. Beobachter glauben, dass er ein Treffen Trumps und Putins beim G-20-Gipfel Ende Juni vorschlagen wird. Die zuletzt geplante Begegnung hatte Trump nach dem Vorfall in der Straße von Kertsch abgesagt. Russlands Kommentatoren fragen sich, ob sich die beiden Großmächte annähern.
Dabeisein ist alles
Radio Kommersant FM untersucht die Motivation Moskaus, mit Washington zu reden:
„Für den Kreml zählt jetzt das, was Lawrow so formuliert hat: 'Wir müssen das Schicksal der Welt entscheiden: Putin, Trump und Xi.' Besser wäre das natürlich zu zweit, aber soll der Genosse Xi halt auch teilnehmen, so ist die Lage eben. Russland ist eine Großmacht, aber eben auch nicht die einzige. Dies ist so ein Fall, wo nicht das Siegen alles ist, sondern das Dabeisein. Möge der Dialog ewig laufen, Hauptsache, Russland bleibt im Kernteam mit Anspruch auf eine Führungsrolle. ... Durchbrüche braucht es nicht, Hauptsache, die Gespräche reißen nicht ab. Solange sie laufen, gibt es Hoffnung auf Besserung, auf Entspannung in der Welt, auf Tauwetter bei uns und einen Vertrag mit der Ukraine.“
Washington fürchtet Bündnis Moskau-Peking
Konstantin Remtschukow, Chefredakteur von Nesawissimaja Gazeta, sieht einen generellen Kurswechsel auf Seiten Washingtons:
„Es gilt, Russland von China loszureißen. Denn viele Experten sehen die Annäherung Russlands an China als fatale Folge des Sanktionskriegs gegen Russland. ... Betrachtet man Chinas Wirtschaftskraft und Russlands Militär- und Atommacht zusammen, so zeigt sich, wie sich der Westen einen ernstzunehmenden potentiellen Gegner schafft, der in jeder Hinsicht gut gerüstet ist. Deshalb, so scheint mir, beginnen die US-Amerikaner darüber nachzudenken, dass man Russland nicht mehr so energisch in die Arme Pekings treiben darf.“