Nordmazedonien: Hat sich der Kompromiss gelohnt?

Ein Jahr ist es her, dass Athen und Skopje ihren Namensstreit um "Makedonien" beilegten. Am 17. Juni 2018 unterzeichneten sie das Prespa-Abkommen. Der südosteuropäische Binnenstaat nördlich von Griechenland heißt nun Nordmazedonien. Davon haben beide Seiten profitiert, resümieren griechische Beobachter.

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TVXS (GR) /

Griechenland ist stärker geworden

Das Abkommen hat Griechenlands internationale Verhandlungsposition gestärkt, lobt das Webportal TVΧS:

„Dies zeigt die durch die Provokationen der Türkei ausgelöste Krise in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) vor der zypriotischen Küste. Im Vergleich zur Situation vor ein paar Jahren ist die griechische Position offensichtlich gestärkt. Es zeigt sich, dass die mehrdimensionale Außenpolitik der Syriza-Regierung wichtige Allianzen geknüpft und die internationale Stellung des Landes gestärkt hat. Die Beilegung des langjährigen Streits mit den nördlichen Nachbarn stärkte die griechischen Forderungen und die Isolierung der Türkei. ... Griechenland hat die nötige diplomatische Unterstützung, um seine Interessen zu verteidigen, während Erdoğans krampfhafte Aktionen - wie der Versuch, in der zypriotischen AWZ zu bohren - in die Sackgasse führen.“

Avgi (GR) /

Aufschwung am Ende der Welt

Das Abkommen belebt die Grenzregion zwischen Nordmazedonien und Griechenland, erklären die Wirtschaftsanalysten Lois Lambrianidis und Giorgos Angelopoulos in der regierungsnahen Avgi:

„Nordmazedonien wurde zum Freund und Verbündeten. …. Nordgriechenland und insbesondere [die nordgriechische Region] Mazedonien werden wohl davon profitieren. Jahrzehntelang wirkte die Nordgrenze des Landes wie das Ende der Welt. Eine Kommunikation zwischen den Menschen und ein Fluss von Waren, Arbeit und Kapital waren praktisch nicht vorhanden, die regionale Wirtschaft unterentwickelt. … Nun wird die Notwendigkeit geschaffen, die Infrastruktur zu verbessern (Straßen, Energienetze, Bewässerungssysteme, Forschungszentren, Universitäten usw.). Und die Kanalisierung der dafür notwendigen Ressourcen beflügelt ihrerseits die Dynamik in der Region.“