Belästigungsvorwürfe gegen Placido Domingo
Aufgrund von Belästigungsvorwürfen gegen Placido Domingo haben mehrere Opernhäuser Auftritte des spanischen Tenors abgesagt. Neun Frauen hatten Domingo in einem Medienbericht vorgeworfen, seine Macht und Prominenz missbraucht zu haben, um sie in sexuelle Beziehungen zu drängen. Der 78-jährige Star bestritt die Vorwürfe in schriftlich. Nicht alle Kommentatoren glauben, dass ihm dies helfen wird.
Hochmut kommt vor dem Fall
Domingo ist sich seiner selbst zu sicher, findet Polityka:
„Er beendete seine Stellungnahme mit der sehr arroganten Aussage, dass er 'für die über 50 Jahre seiner Karriere in der Oper sehr dankbar ist und weiterhin die höchsten Maßstäbe an sich selbst stellen wird'. Die Frage ist jedoch, ob er noch die Möglichkeit dazu haben wird. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung des Skandals wurden die Auftritte Placido Domingos in der Oper von Philadelphia abgesagt. Es gibt bereits Spekulationen im Internet, dass Führungskräfte [der Opern] in San Francisco und New York dies ebenfalls tun könnten. Obwohl er von einigen langjährigen Freunden verteidigt wird, die öffentlich die Schuld des Sängers bezweifeln, das Label des Sexualstraftäters wird er vielleicht nie mehr los.“
Ein großer Erfolg mutiger Frauen
Die Debatte über den Opernsänger zeigt, was die MeToo-Bewegung erreicht hat, lobt El Periódico de Catalunya:
„Zu seiner Rechtfertigung brachte Domingo vor, dass sich 'Regeln und Verhaltenskodex, nach denen wir beurteilt werden und werden sollten, geändert haben und jetzt anders sind als in der Vergangenheit'. Das stimmt glücklicherweise. Und dieser Fortschritt erfolgte nicht spontan, sondern ist dem Mut so vieler Frauen zu verdanken, die es wagten, ihre persönlichen Belästigungs- und Missbrauchsfälle öffentlich anzuprangern. Kampagnen wie MeToo machten das Leid unzähliger Frauen sichtbar, die Opfer eines Machismus waren, der über Körper und Karrieren verfügen wollte. ... Entgegen der Straflosigkeit der Täter und der komplizenhaften Stille weist der Feminismus neue Wege in eine gerechtere und gleichberechtigtere Gesellschaft.“
Eine gemeine Verschwörung?
Ein Komplott gegen Domingo vermutet der Musikjournalist Dimitar Sotirow in e-vestnik:
„Seine außerordentliche Stellung auf dem Opern-Olymp sorgt in der Branche schon seit langem für gemischte Gefühle. Man versucht immer wieder, ihn und seine Familie, die einige als Domingo-Clan bezeichnen, zu entmachten. Wäre es also verwunderlich, wenn diejenigen, die sich darüber ärgern, dass er so lange auf dem angesehensten Opern-Thron sitzt, nun zu anderen Mitteln greifen und versuchen, ihn öffentlich zu kompromittieren? ... Und das auch noch halb-anonym. Von den neun Frauen, die Vorwürfe gegen ihn erheben und einem Dutzend weiterer, die deren Aussagen stützen, hat sich nur die Mezzosopranistin Patricia Wulf namentlich zu Wort gemeldet.“