Wie sehr leidet die FPÖ unter Straches Weggang?
Der ehemalige FPÖ-Vorsitzende und Vizekanzler Österreichs, Heinz-Christian Strache, hat seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Seine Parteimitgliedschaft lasse er ruhen. Die FPÖ suspendierte Strache wegen des Spesenskandals. Bei der Nationalratswahl am Sonntag hatten die Rechtspopulisten herbe Stimmenverluste erlitten. Journalisten skizzieren nun die Aussichten der Partei.
Harte Zeiten für die Freiheitlichen
Für die FPÖ ist Ex-Parteichef Strache, der am Dienstag seinen Rückzug aus der Politik verkündet hat, schwer zu ersetzen, sagt die Neue Zürcher Zeitung voraus:
„Der neue Parteichef Norbert Hofer polarisiert weniger und hat mit seinem gemässigten Auftreten mehr Strahlkraft für Wähler in der Mitte. Immer wieder wird betont, dass er im ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl 2016 mit 35 Prozent das beste nationale Ergebnis der Parteigeschichte erreichte. Damals trat Hofer im Wahlkampf jedoch regelmässig mit Strache auf, und dieser rührte auf seinen reichweitenstarken Social-Media-Kanälen die Werbetrommel für ihn.“
Zerrüttete Partei mit guten Aussichten
Die FPÖ muss eine Auseinandersetzung mit ihrem langjährigen Vorsitzenden Strache verhindern, um einen Bruch der Partei zu vermeiden, glaubt die Wiener Zeitung:
„Die FPÖ braucht eine Lösung mit Strache, nicht gegen ihn. Eine öffentliche Ausbreitung aller internen Ereignisse der vergangenen 14 Jahre wäre ein Albtraum für die 'neue FPÖ'. Und ein Freudenfest für Medien und Gegner. Welche FPÖ am Ende eines solchen Selbstzerstörungstrips stehen würde, ist völlig offen. Trotzdem sind die Aussichten der FPÖ so trist nicht: Sie verfügt mit Migration, Sicherheit und der Wut auf 'die da oben' über Themen, die bleiben, und mit Norbert Hofer und Herbert Kickl über ein personelles Angebot, das die eigene Zielgruppe anspricht. Das ist mehr, als die SPÖ derzeit von sich behaupten kann.“