Rumänien: Präsidentschaftswahlkampf im Fernduell
Am Sonntag wählt Rumänien in einer Stichwahl seinen künftigen Präsidenten. Amtsinhaber Klaus Johannis, der ein zweites Mal antritt, hatte bis zuletzt ein TV-Duell mit Ex-Regierungschefin Viorica Dăncilă verweigert. Stattdessen hielten beide am Dienstag getrennte Pressekonferenzen ab. Schlecht für die Wähler und eine Beleidigung der Medien, befinden Kommentatoren.
Verlierer sind die Wähler
Die hohe Einschaltquote zeigt erneut, dass sich die Rumänen ein Direktduell beider Kandidaten gewünscht hätten, meint Jurnalul National:
„Die große Zuhörerschaft dieser Marathonübertragung, die zwei Pressekonferenzen vereint hat, zeigt die Nachfrage des Publikums nach einer direkten Konfrontation. Der große Verlierer … ist damit die Wählerschaft. Die Bürger, die im ersten Wahlgang weder Johannis noch Dăncilă gewählt haben. … Es sind zwölf Millionen Menschen, die auf die eine oder andere Seite der Barrikade hätten gezogen werden können. Eine wirkliche Debatte zwischen beiden hätte die Wahlbeteiligung steigern können. Doch Johannis entschied sich, das Interesse am zweiten Wahlgang nicht voranzutreiben, was für Überraschungen sorgen kann. ... Dass er auf diese Karte gesetzt hat, könnte fatal für ihn sein.“
Eine Beleidigung des Journalistenberufs
Wie sich Johannis ihm genehme Fragensteller selbst ausgesucht hat, sei unannehmbar, meint die Boulevardzeitung Libertatea:
„Was wir Klaus Johannis in den kommenden fünf Jahren nicht verzeihen sollten, ist die Art und Weise, wie er glaubt, dass die Presse wie eine natürliche Person zu einer Wahlkampfveranstaltung gebracht werden kann, die er dem Publikum statt eines TV-Duells anbietet. Der Präsident hat die Journalisten, die ihm Fragen stellen durften, persönlich ausgewählt. Genauso hat er die Nachrichtenredaktionen ausgesucht, die Journalisten zum Zuschauen schicken durften - ohne das Recht, Fragen zu stellen. Diese Bedingungen waren eine Beleidigung für den Journalistenberuf und nicht im geringsten eine Ehre.“