Die neuen PISA-Ergebnisse sind da
Am Dienstag präsentierte die OECD die neuesten Ergebnisse der PISA-Schulleistungsstudie, diesmal mit Daten aus 79 Ländern. Ein besonderer Fokus galt 2018 der Lesekompetenz. Das alarmierende Ergebnis: Ein Viertel der 15-Jährigen kann selbst einfache Texte nicht verstehen und einordnen. Ist die Ablenkung durch die digitalen Medien der Hauptgrund? Und welche Rolle spielen länderspezifische Faktoren?
Wir lesen immer mehr, aber immer oberflächlicher
In der Flut der Worte werden wir zu Analphabeten, warnt Avvenire:
„Die Frage des Lesens und vor allem des Verstehens dessen, was wir lesen, betrifft uns alle. Auch uns Erwachsene. Auf Grund der Tendenz, auf digitalem Wege viele kurze Texte (SMS, E-Mails, aber auch Push-Nachrichten) zu lesen und Nachrichten ohne Satzzeichen, aber voller Smilies und Akronyme zu schreiben – oder gleich zu diktieren –, verlernen wir Lesen und Schreiben. ... Es ist ein Paradox: Wir werden derart mit Reizen bombardiert, dass wir täglich Tausende von Wörtern konsumieren. Viel mehr als in der Vergangenheit, sagen einige Sprachwissenschaftler. Und auch die heutigen Jugendlichen lesen mit ziemlicher Sicherheit mehr Wörter als die Jugendlichen vor 20 oder 50 Jahren. Aber die durchschnittliche Qualität des modernen Lesens ist niedrig, unser Gehirn bleibt an der Oberfläche.“
Auf die Grundschulen kommt es an
Dass in Deutschland ein Fünftel aller 15 Jahre alten Schüler nicht fähig ist, einfache Texte zu lesen, findet Die Welt höchst alarmierend:
„Lesekompetenz wird in der Grundschule angelegt. Wer als 15-Jähriger nicht lesen kann, der konnte es als Neunjähriger sicher auch nicht. Noch immer leisten sich alle Bundesländer frühen Fremdsprachenunterricht. ... Das Früh-Englisch ist sinnlos. Die Wochenstunden sollten sofort für zusätzlichen Deutsch-Unterricht aufgewendet werden. … Gerechtigkeit ist keine Frage der Schulform, sondern der bestmöglichen Förderung. Deshalb muss nun alle Kraft auf die Grundschule gerichtet werden. Die Grundschullehrer machen den wichtigsten Job aller Lehrer. Die Grundschulen müssen unsere Eliteschulen werden.“
Ständig abgelenkt vom Smartphone
Belgische Schüler schneiden in der neuesten Pisa-Studie erneut schlechter ab. De Standaard macht sich Sorgen und blickt auf der Suche nach Gründen aus den Klassenzimmern hinaus:
„Es ist wichtig, den Blick zu erweitern hinaus über das, was in und rund um die Schule passiert. Die ganze Gesellschaft hat sich in knapp 20 Jahren Pisa-Zahlen unverkennbar verändert. Nicht nur durch Diversität, sondern auch durch Technologie. Es gibt immer irgendwo einen Bildschirm, der die Aufmerksamkeit von Schülern stiehlt. Jeder fühlt, dass wir dringend Ideen brauchen, die hier etwas bewegen. Sonst dreht sich die Debatte nur in ideologischen Kreisen. Die Lehrer müssen in jedem Fall Teil der Lösung sein. Es kann nicht schaden, mehr auf sie zu hören.“
Die Schulen im Kommunismus waren besser
Bulgarien ist im Vergleich zu 2015 weiter abgerutscht und liegt auf dem letzten Platz in der EU. Duma macht die Reform des Bildungssystems nach dem Ende des Kommunismus dafür verantwortlich:
„Vor drei Jahren waren wir schockiert, dass 41,5 Prozent der 15-Jährigen kein Leseverständnis haben und logische Gedanken nicht schriftlich zusammenfassen können. Nun sind es 47 Prozent! … Bevor die Demokraten [nach der Wende] angefangen haben, das 'alte Bildungssystem' zu reformieren, waren unsere Schüler noch unter den ersten fünf in der Welt. Jetzt sind sie die letzten in der EU und weit unter dem weltweiten Durchschnitt. [Die Ökonomen] Richard Rahn und Ronald Utt [die 1990 Wirtschaftsreformen für Bulgarien ausarbeiteten] haben uns damals schon geraten, das Bildungssystem nicht zu ändern, weil es vorbildhaft für Europa sei. Nun kommen wieder Amerikaner und sagen: Euer Bildungssystem ist schlecht.“