Nun sitzt Macron am Ruder
Mit dem Abschied Großbritanniens aus der EU und dem baldigen Ende der Ära Merkel wird 2020 das Jahr von Emmanuel Macron, meint news.bg:
„Macron krempelt den Gaullismus immer mehr um, indem er ihn von einem traditionalistischen in ein progressives Projekt uminterpretiert. ... Er besitzt außenpolitische Visionen, führt innenpolitische Reformen durch und leitet ein Land mit bedeutender Rüstungsindustrie und Atomwaffen. … Er konnte kaum abwarten, Boris Johnson und mit ihm die britische Blockadehaltung gegenüber der Föderalisierung der EU unter französisch-deutscher Führung loszuwerden. In Paris läuft bereits der Versuch an, Europa durch Social Engineering für die Post-Merkel-Epoche umzugestalten.“
Zeit für mehr Diplomatie
Wieder mehr Wertschätzung für eine zuletzt vernachlässigte Kunst fordert der Irish Examiner, besonders von Großbritannien und den USA:
„Es ist mehr als paradox, dass die zwei Länder, die ihre Vormachtstellung unter anderem durch weitreichende Diplomatie erreicht haben, die Schotten dicht machen. Präsident Donald Trump verzichtet auf Diplomatie und für beide Seiten vorteilhafte internationale Abkommen. ... Er hat internationale Handels-, Nuklear- und Umweltabkommen gebrochen. ... Die gleiche Dynamik gilt für den Brexit. Er drückt eine tiefgreifende Ablehnung der Diplomatie aus, die die Europäische Union und insbesondere Großbritannien schwächen wird. ... Diese und weitere Beispiele zeigen, wie dringend eine Neuausrichtung wäre. Dieses Jahrzehnt sollte eines der echten, erwachsenen Diplomatie werden.“
Die Zukunft gehört den Frauen
2020 wird noch weiblicher, als es 2019 schon war, ist Hürriyet überzeugt:
„Denken Sie an die weiblichen Klimaaktivistinnen von jung bis alt, an die chilenischen Frauen, die mit ihrer Lastesis-Tanzperformance [gegen sexuelle Gewalt] die Welt aufgerüttelt haben, an Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern, die nach dem furchtbaren Angriff auf eine Moschee der Welt eine Lektion in Staatsführung erteilt hat, an Sanna Marin in Finnland, die jüngste Premierministerin der Welt. ... An Carola Rackete, die den Gesetzen die Stirn geboten, auf ihr Gewissen gehört und Geflüchtete aus dem Mittelmeer gerettet hat, und die damit zum Symbol derer geworden ist, die auf der Seite der Schwachen und Verzweifelten stehen. Sie werden sehen, im Jahr 2020 werden wir Zeugen des immer höheren Aufstiegs von Frauen in der Politik, im sozialen Leben und in der Wirtschaft.“
Neuer Kalter Krieg mit China
Neben Digitalisierung und Klimakrise wird der wachsende Konflikt zwischen China und dem Westen die 2020er Jahre prägen, erwartet der Blick:
„Ein neuer kalter Krieg zwischen den USA und China ist längst entbrannt. Zwei Systeme prallen aufeinander: Hier das freiheitliche, ... - egal, wer gerade US-Präsident ist -, dort das autokratische, das seine Bürger total überwacht. Wer von beiden den Kampf gewinnt, ist völlig offen. Soll uns das bevorstehende Jahrzehnt also Sorgen machen? Riskante Entwicklungen müssen wir selbstverständlich im Auge behalten. Doch aus Angst oder Panik in Untätigkeit zu verfallen, wäre ... verkehrt.“
Eine Dystopie zur Klimarettung
Das Prager Landesecho prognostiziert wie jedes Jahr satirisch die unwahrscheinlichsten Entwicklungen der kommenden zwölf Monate:
„Da Wind- und Sonnenenergie nicht reichen, verkündet Deutschland die Rückkehr zur Atomenergie, was von der EU-Kommission begeistert unterstützt wird. Im Mai beschließt das EU-Parlament auf Antrag der Grünen einen gesamteuropäischen Plan. ... Alle ab 2021 neuen Eigenheime in Europa müssen durch obligatorische Heim-AKWs energetisch unabhängig sein. Tschechiens AKW-Hersteller Škoda Jaderné strojírenství wird Weltmarktführer. Der Klimagipfel im Dezember im moldauischen Chișinău erklärt, dass das Problem der Klimaerwärmung durch den massiven Wiederumstieg faktisch gelöst sei. ... Der optimistische Grundton der Konferenz wird nur von einigen kleineren Explosionen in eiligst erbauten Kernkraftwerken gestört. Die kommen aber in der Abschlusserklärung nicht vor.“