Slowakei: Ist Strafe für Kuciak-Mörder zu milde?
Der Schütze, der vor zwei Jahren den slowakischen Investigativjournalisten Ján Kuciak und dessen Verlobte ermordete, ist zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte die Tat gestanden und einen Auftraggeber genannt. Gegen den läuft ein weiteres Verfahren, das aber wegen der Coronakrise momentan ausgesetzt ist. Slowakische Medien erklären, warum der Schütze nicht lebenslang ins Gefängnis muss.
Geständnisse müssen sich lohnen
Denník N erklärt, weshalb der Todeschütze nicht die Höchststrafe erhielt:
„Das Gericht hat Marček nicht nur wegen der Ermordung von Ján Kuciak und Martina Kušnírová, sondern auch wegen des früheren Mordes an einem Unternehmer verurteilt. Man muss kein Professor für Strafrecht sein, um zu sehen, dass das eine außergewöhnliche Bestrafung verdient. In der Slowakei bedeutet das 25 Jahre oder lebenslängliche Haft. ... Das Gericht berücksichtigte jedoch mildernde Umstände. Für das Geständnis Marčeks und seine Zusammenarbeit mit den Ermittlern. Das Ergebnis ist dann vielleicht fragwürdig, aber verständlich. Der Spruch des Gerichts sollte bewusst auch die Nachricht enthalten, dass sich Geständnisse lohnen.“
Hintermann verdient die Höchststrafe
Ähnlich argumentieren Kuciaks frühere Kollegen vom Onlineportal Aktuality.sk:
„Die Strafe für den Dreifachmörder Miroslav Marček scheint nicht fair zu sein. Sie ist aber richtig. ... Wenn wir wollen, dass einige Kriminelle mit der Polizei zusammenarbeiten und damit helfen, dass andere bestraft werden können, müssen wir Kompromisse eingehen. ... Das Gericht sollte sich die schwerste Strafe für Marian Kočner aufbewahren, der laut Anklage das 'Verschwinden' von Ján Kuciak anordnete. Er hatte den naiven Glauben, dass damit andere Journalisten zum Schweigen gebracht werden könnten.“