Quarantäne für britische Spanien-Urlauber
Wegen steigender Corona-Zahlen gilt in Großbritannien seit Sonntag kurzfristig wieder eine zweiwöchige Quarantäne für Reisende aus Spanien. Tui UK strich zudem alle Flüge vom und zum Festland. Ein herber Rückschlag für die Tourismusbranche in Spanien, auch angesichts dessen, dass die Briten 2019 mit 20 Prozent dort die größte Urlauber-Gruppe stellten. Ist er unvermeidbar?
Eine zu hastig getroffene Entscheidung
Bei der Entscheidung, pauschal alle Reisenden aus Spanien unter Quarantäne zu stellen, hat Eile über Sinn und Verstand gesiegt, kritisiert The Daily Telegraph:
„In den meisten spanischen Regionen gibt es weit weniger Infektionen als hier und die Infektionsherde konzentrieren sich vorwiegend auf die Gebiete rund um Barcelona und Aragon. Macht es daher Sinn, Urlauber bei ihrer Rückkehr zu isolieren, selbst wenn sie von den Balearen oder Kanaren kommen, wo es kaum Fälle gibt? Ziel der Reisekorridore war es schließlich, einen pauschalen Ansatz zu vermeiden. ... War es angesichts der vielen Briten, die jetzt nach Spanien gereist sind, wirklich nicht möglich, zwischen Gebieten mit hohen Infektionszahlen und nahezu Covid-freien Regionen zu unterscheiden?“
Entschlossenheit ist Gebot der Vernunft
Der Aufschrei der Entrüstung angesichts der schnell umgesetzten Regelung ist unfair, findet The Times:
„Die Regierung wurde in der Corona-Krise anhaltend dafür kritisiert, dass sie zu spät reagiert hat. Dieses Mal handelte sie entschlossen. … Um eine außergewöhnliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit zu überwinden, sind außergewöhnliche Maßnahmen notwendig. Die Regierung sollte bereit sein, diese zu erlassen. Die Opposition sollte bereit sein, sie zu unterstützen. Und die Öffentlichkeit sollte bereit sein, sich an sie zu halten. ... Die Urlauber hatten nicht damit gerechnet, dass die Quarantänepolitik aktiviert wird und sie verdienen unser Mitgefühl. ... Aber so etwas kann in einer gesundheitlichen Ausnahmesituation einfach passieren.“
Spanien muss Kampagne starten
Die spanische Regierung versucht, für die spanischen Inseln, auf denen die Ansteckungszahlen nach wie vor sehr niedrig sind, eine Ausnahme auszuhandeln. Der katalanischen Zeitung La Vanguardia ist das zu wenig:
„Die spanische Zentralregierung, die katalanischen Behörden sowie die übrigen Regionalregierungen müssen sofort eine Kampagne starten, um der internationalen Öffentlichkeit klarzumachen: Spanien hat die lokalen Covid-19-Ausbrüche unter Kontrolle. Man trifft alle nötigen Präventionsmaßnahmen. Und wenn man vom allgemeinen Risiko absieht, mit dem man weltweit leben muss, solange es keinen Impfstoff gibt, stellt das Land eine sichere Urlaubsdestination dar. Weil für die Wirtschaft und für die Arbeitsplätze so viel auf dem Spiel steht, muss man von der Tourismussaison retten, was noch zu retten ist.“