Polen: Kaczyński will Pelzzucht verbieten
Nach Veröffentlichung einer Undercover-Recherche der Tierrechtsorganisation Otwarte Klatki in Polens größter Pelzfarm hat PiS-Chef Jarosław Kaczyński einen Gesetzesentwurf zum Verbot der Pelzzucht vorgestellt. Doch weil die Pelzindustrie tausende Polen ernährt, hat der Vorstoß zu einem so heftigen Streit in der regierenden Rechtskoalition geführt, dass selbst deren Aufkündigung im Raum steht.
Nerze stehen nicht über den Menschen
Gazeta Wyborcza kritisiert, dass der Vorstoß einen erfolgreichen Wirtschaftszweig zu vernichten droht:
„Es kann nicht sein, dass solche Gesetze auf Diktat eines einzigen Mannes, Jarosław Kaczyńskis, erlassen werden! Dafür müssen Abgeordnete, Minister, der Ministerpräsident und der Präsident Verantwortung übernehmen! ... Es handelt sich hier nicht um eine Knopffabrik, die bei einem wirtschaftlichen Abschwung schnell auf eine andere Produktion umgestellt werden kann. ... Auf der einen Seite stehen unglückliche Tiere (denn es ist unwahrscheinlich, dass sie in Käfigen glücklich sind, selbst wenn sie gut gepflegt werden) und auf der anderen Seite stehen die Einnahmen und die Existenz von mehreren tausend Menschen. Man kann sich für die Tiere entscheiden, aber die Menschen müssen etwas dafür bekommen. Was, wie viel und zu welcher Zeit, erfordert eine ernsthafte Analyse.“
Tierrechte leider keine Selbstverständlichkeit
Polityka kritisiert das Gezänke auf Kosten von Lebewesen:
„Es ist unerhört, dass gerade dieses Gesetz so viel Leidenschaft hervorruft, dass die wohl größte Koalitionskrise seit der Machtübernahme der vereinigten Rechten entstanden ist. ... Es besteht sogar die Gefahr vorgezogener Wahlen, bei denen die PiS ohne Koalitionspartner kandidieren würde. ... Wir müssen leider eine traurige Schlussfolgerung daraus ziehen: Tiere werden als Dinge und Eigentum behandelt, mit denen man tun kann, was man will, ohne ihr Leiden oder ihren Schmerz zu berücksichtigen. Das ist tief in unserer Mentalität verwurzelt. So tief, dass wir für Tierrechte kämpfen müssen, statt sie nur einzuhalten.“