In Spanien zahlt jetzt die Firma fürs Home-Office
Nach wochenlangen Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften hat die spanische Regierung eine Verordnung zur Telearbeit erlassen. Darin wird unter anderem geregelt, dass Unternehmen die anfallenden Kosten für Arbeitsgeräte und Mobiliar im Home Office tragen müssen. Die nationalen Zeitungen sind sich uneins darüber, ob der Erlass richtig und ausreichend durchdacht ist.
Wir können wieder verhandeln!
El País hält das neue Gesetz nicht nur inhaltlich für enorm wichtig:
„Das Abkommen reguliert politisch wirksam ein Problem aus der Arbeitswelt, das leicht zu einem Streitpunkt hätte werden können. ... Es ist beruhigend, dass die sozialen Akteure, vielleicht als Folge der Virus-Krise, flexibler geworden sind und eher bereit, umfassende Vereinbarungen zu unterstützen. Die heiklen Punkte haben sie dort gelassen, wo sie hingehören, nämlich in den Betriebsvereinbarungen. Allmählich und ohne viel Aufheben entsteht gerade eine Verhandlungskultur, die bei anderen schwierigen Strukturreformen sehr nützlich werden kann, zum Beispiel bei den Verhandlungen zu den Renten.“
Das könnte die Arbeitgeber abschrecken
Die Verordnung wurde mit zu heißer Nadel gestrickt, kritisiert El Mundo:
„Der Eifer von [Arbeitsministerin Yolanda] Díaz, einen Konsens zwischen den Tarifpartnern zu suchen, ist lobenswert. Aber wegen der Eile, mit der sie sich die Medaille umhängen wollte, und weil es keine ordentliche Debatte gab, ist zu befürchten, dass die Regulierung schon jetzt überholt ist. ... Ob der falschen Eile verhandelten die Arbeitgeber noch bis zur letzten Minute vor der entscheidenden Kabinettssitzung über offene Fragen, weil die Ministerin drohte, sie werde nicht länger warten. ... So konnte sicher kein gutes Gesetz entstehen. Angesichts des düsteren Beschäftigungshorizonts besteht zudem die Gefahr, dass allzu starre und exzessive Regulierungen die Arbeitgeber von Neueinstellungen abhalten - und die Arbeitslosigkeit weiter steigt.“