Mit neun Jahren Verspätung: BER eröffnet
In Berlin ist am Samstag der Flughafen Willy Brandt eröffnet worden. Die Bauphase des BER war geprägt von zahlreichen Pannen und Skandalen. Sechs Mal wurde die ursprünglich 2011 geplante Eröffnung verschoben. Die Kosten verdreifachten sich auf rund sechs Milliarden Euro. Eine Eröffnungsparty war daher auch vor Corona schon nicht geplant. Europas Kommentatoren ist auch nicht zum Feiern zumute.
Blamage für Deutschland
Die Eröffnung des Flughafens war wirklich kein Grund zum Feiern, findet Hospodářské noviny:
„Schon der Standort ist falsch, liegt zu nahe an der deutschen Hauptstadt, deren stürmisches Wachstum nach der Wiedervereinigung nicht berücksichtigt wurde. Extrem teuer und zeitaufwendig war der Austausch nicht wasserdichter Kabel. Der Architekt vernachlässigte die Planung von Geschäften, obwohl die für die Rentabilität eines Flughafens wichtig sind. ... Kurzum, es gab ein Chaos, das man in Deutschland nicht erwartet hätte. Kein Wunder, dass die Inbetriebnahme am Wochenende ohne große Feier verlief. Das Management des Flughafens hat zudem jetzt ganz andere Sorgen, weil sich der Luftverkehr durch die Pandemie in einer Krise befindet, die er zuvor noch nicht erlebt hat.“
Nur schade, dass er potthässlich ist
Mängel in der Infrastruktur und ästhetische Defizite beklagt Berlin-Korrespondentin Tonia Mastrobuoni in La Repubblica:
„Macht man einen Rundgang über den neuen Flughafen, wird einem sofort klar, dass die Ingenieure des BER unter einer mysteriösen Amnesie gelitten haben: Es gibt keine Rolltreppen, um zur U-Bahn oder zu den Zügen zu gelangen. Oder besser gesagt: Es gibt Rolltreppen hinauf. Um aber nach unten zu gelangen, muss man den Aufzug nehmen oder die hinaufführenden Rolltreppen hinunterpurzeln. ... Doch es mangelt auch nicht an anderen Kuriositäten. Etwa, dass man in der kreativsten Stadt Europas einen so hässlichen Flughafen bauen konnte. Der BER ist ein Gebäude aus Glas und Stahl mit ziemlich niedrigen Decken und Nussholzböden. Ein Design der 1990er Jahre, hieß es kritisch, aber selbst in jenem glorreichen Jahrzehnt hat man weniger abstoßende Bauwerke gesehen.“