Sofia bremst Beitrittsgespräche mit Nordmazedonien
Im Dezember sollten die EU-Beitrittsgespräche mit Nordmazedonien starten, doch Sofia will diese weiter blockieren. Zuvor solle das Land die Bezeichnung "Mazedonisch" aus der Liste seiner Amtssprachen streichen. Denn dies sei ein bulgarischer Dialekt, die Nordmazedonier seien eigentlich Bulgaren und die nordmazedonische Nation aus einem Prozess der Geschichtsfälschung entstanden. Kann der Konflikt gelöst werden?
Bulgarien schadet sich selbst
Über die Blockade der EU-Beitrittsgespräche mit Nordmazedonien ärgert sich der bulgarische Dienst der Deutschen Welle:
„Indem wir die EU-Beitrittsverhandlungen Nordmazedoniens blockieren, arbeiten wir im Grunde gegen unsere eigenen Interessen: Wir verlangsamen die Integration und Anbindung der Region, die für unseren eigenen Wohlstand notwendig ist; wir heizen die anti-bulgarische Stimmung in Nordmazedonien auf und geraten aufgrund unserer unverständlichen Position gegenüber Nordmazedonien auch noch in internationale Isolation. Anstatt eine prinzipientreue Außenpolitik zu führen, verwandeln wir die romantische Interpretation unserer eigenen Geschichte in einen Maßstab für unsere Beziehungen zum Rest der Welt.“
Niemand ist bereit zum Nachgeben
Die nationalistische Geschichtsschreibung hat sich tief in das Bewusstsein der Menschen in Nordmazedonien und Bulgarien eingegraben, beobachtet Sega:
„Hass gegen Bulgaren dominiert den öffentlichen Raum in Nordmazedonien. Und eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass 80 Prozent der Bulgaren die Behauptung, dass es vor dem jugoslawischen kommunistischen Regime eine mazedonische Nation und Sprache gegeben hat, als Manipulation betrachten. Die Bulgaren sagen also: Gebt zu, dass ihr früher Bulgaren wart! Und die Nordmazedonier antworten: Nein, was wir jetzt sind, waren wir schon immer. Und niemand ist zum Nachgeben bereit. Diese Streitigkeiten würden wahrscheinlich ewig dauern und es würde niemanden interessieren, wenn jetzt nicht die geopolitische Dimension des Streits hinzugekommen wäre.“
EU verrät ihre eigenen Ideen
Delo wirft der EU Versagen vor:
„Die Regierungschefs auf dem Westbalkan-Gipfel [am vergangenen Dienstag] haben den bulgarischen Kulturimperialismus nicht aufgehalten. ... Brüssel, Berlin und Paris, die nicht bereit sind, der bulgarischen Erpressung entschieden entgegenzutreten, senden somit dem Balkan die Botschaft, dass es sich nicht lohnt, europäisch zu denken. Wenn sie die europäische Idee mit Füßen treten, die auf der Akzeptanz von Vielfalt und gutnachbarlichen Beziehungen beruht, dann steht es um die Region und folglich um die EU schlecht.“