Niederlande: Der Abstieg des Thierry Baudet
Der Shootingstar der rechtspopulistischen Partei Forum voor Democratie (FvD) in den Niederlanden, Thierry Baudet, ist als Spitzenkandidat zurückgetreten. Auch den Parteivorsitz musste Baudet offenbar auf internen Druck hin räumen. Am Wochenende war bekanntgeworden, dass Mitglieder der Jugendbewegung der FvD in Chats Nazi-Bücher gelobt und Hetze gegen Juden betrieben hatten.
Nährboden für Rechtspopulismus bleibt
Die Parteispitze hat viel zu spät durchgegriffen, kritisiert NRC Handelsblad:
„Schadenfreude beim politischen Gegner ist unangebracht. Es ist unwahrscheinlich, dass mit dem Zusammenbruch der FvD auch die Ideologie von Thierry Baudet endet. Es wird weiterhin einen großen Nährboden für Rechtspopulismus geben, egal was mit der FvD geschieht. Baudet ist ein Ausdruck dessen, aber sicher nicht die Ursache. ... Beim parteiinternen Streit ging es zunächst um Rassismus, Antisemitismus und Sexismus. Es ging auch um eine Parteikultur, in der solche Äußerungen lange Zeit toleriert wurden. ... Es ist gerechtfertigt, dass ein großer Teil der Parteispitze die Grenze zog. Aber das ist viel zu spät und daher wenig glaubwürdig.“
Er holte die Niederländer aus dem Koma
Journalist und Schriftsteller Hugo Camps beobachtet in seiner Kolumne in De Morgen amüsiert das Politikspektakel bei den Nachbarn:
„Premier Rutte ist Vater des Vaterlandes geworden und damit auch Vater einer arrangierten Demokratie. Kein Preis ist ihm zu hoch für einen Kompromiss. ... In der komatösen Landschaft der Politik der Niederlande erschien Thierry Baudet wie ein Komet. Mit starken Worten gegen Europa und ausufernde Migration. ... Er entwickelte sich zu einer Partei und einer Bewegung, und dann lief alles schief. Baudet hörte nur sich selbst reden, verschmähte Andersdenkende und installierte den Narren Theo Hiddema neben sich als zweiten Mann. Sein demokratisches Defizit als Parteiführer bedeutet in dieser Woche sein Aus.“