Schottland: Kostenlose Binden und Tampons für alle
Als erstes Land der Welt garantiert Schottland einen kostenfreien Zugang zu Menstruationsartikeln. Ein am Dienstag einstimmig beschlossenes Gesetz macht die unentgeltliche Bereitstellung von Tampons und Binden für Frauen in öffentlichen Gebäuden verpflichtend. Derzeit kann sich ein Fünftel der Schottinnen nach eigenen Angaben Menstruationsprodukte nicht leisten. Kommentatoren applaudieren.
Arme und junge Frauen profitieren
Warum das schottische Modell vielen Frauen das Leben erleichtern wird, erklärt The Daily Telegraph:
„Eine 2018 von der Initiative Women for Independence durchgeführte Umfrage ergab, dass Frauen Toilettenpapier, Stofffetzen und alte Kleidung anstelle von Binden verwendeten, die sie sich nicht leisten konnten. Fast jede fünfte Befragte gab an, aufgrund finanzieller Belastungen auf Menstruationsartikel zu verzichten. Dazu kommt die Angst vor Stigmatisierung: Eine andere Studie aus dem Jahr 2017 ergab nämlich, dass 71 Prozent der 14- bis 21-Jährigen sich schämen, Menstruationsartikel zu kaufen. ... Nachdem das Gesetz nun beschlossen wurde, liegt es an Schulen, Universitäten und lokalen Behörden, für Ausgabestellen zu sorgen, an denen Mädchen ihre kostenlosen Artikel erhalten können.“
Andere sollten zumindest die Steuern senken
London-Korrespondent Enrico Franceschini befürchtet in La Repubblica, dass Italien dem Beispiel so rasch nicht folgen wird:
„Mit seinen fünf Millionen Einwohnern ist es Schottland zwar noch nicht gelungen, die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich zu erlangen, aber es hat sich einen Platz auf der Weltkarte gesichert als erste Nation, in der Menstruationsprodukte per Gesetz kostenlos sind. Der Entscheidung, die am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen getroffen wurde, könnten andere Länder folgen - oder zumindest könnten sie die sogenannte 'tampon tax', die Steuer auf Tampons und andere weibliche Intimhygieneartikel, abschaffen. Italien scheint weit davon entfernt zu sein. Erst gestern baten Verbände das Parlament erneut darum, die Mehrwertsteuer auf Tampons von 22 auf 5 Prozent zu senken.“