Trump abgewählt - Populismus adé?
Europäische Medien fragen sich, ob der weltweite Trend zu mehr Nationalismus und Abschottung seinen Zenit dieses Jahr wohl überschritten hat.
Vom Gipfel gestürzt, aber nicht am Ende
Das Jahr hat die Grenzen populistischer Politik aufgezeigt, meint Helsingin Sanomat:
„Für nationalgesonnene populistische Politiker war das Jahr 2020 ein wirkliches annus horribilis, ein schreckliches Jahr. Verantwortlich war dafür vor allem ein Grund: die Corona-Pandemie. Die populistischen Politiker verschiedener Länder eint, dass sie Fachleute und wissenschaftliche Informationen nicht ernst nehmen und die Klugheit gewöhnlicher Menschen und vor allem ihre eigene hervorheben. Beim Coronavirus funktionierte eine solche Denkweise jedoch schlecht. Der Sturz vom Gipfel war rasant. … Die populistische Politik ist aber sicherlich noch nicht am Ende. Viel hängt von den traditionellen Parteien ab, die Lösungen für die den Populismus befeuernde Unsicherheit finden müssen und die die neue Art und Weise lernen müssen, wie Politik gemacht wird.“
Überall Westentaschen-Trumps
Der Populismus befindet sich keineswegs auf dem Rückzug, klagt der Politikwissenschaftler Valentin Naumescu in Contributors:
„Die Wahlniederlage von Trump beendet nur diese unglückliche US-Präsidentschaft, aber nicht seine Ideen. ... Weltweit funktioniert der Trumpismus immer noch in seinen verschiedenen Versionen. Der Brexit ist im weitesten Sinn des Wortes auch Teil dieses populistischen Protestes, des heuchlerischen Nationalismus und des halbgebildeten Chauvinismus, dessen politische Folgen noch viele Jahre unser Leben beeinflussen werden. ... Auch wir haben eine Karikaturversion davon in Rumänien, die ins Parlament gelangt ist mit ihren lokalen, tragisch-komischen Elementen, und die ihre Essenz im selben großen Stamm des Trumpismus findet, der die Demokratien im euro-atlantischen Raum überwuchert.“