Litauen: 30 Jahre Blutsonntag
Litauen begeht am heutigen Mittwoch den 30. Jahrestag des Vilniusser Blutsonntags. So werden die Ereignisse vom 13. Januar 1991 bezeichnet, als sowjetische Einheiten versuchten, in dem seit März 1990 unabhängigen Litauen einen Putsch durchzuführen. Von Panzern und Schüssen wurden über tausend Personen verletzt, vierzehn Menschen verloren ihr Leben.
Echte, lebendige Erinnerungskultur
Für Delfi-Kolumnist Paulius Gritėnas ist der 13. Januar 1991 eines der drei wichtigsten Daten in der modernen litauischen Geschichte, neben den Unabhängigkeitserklärungen am 16. Februar 1918 und am 11. März 1990:
„Die Zeitzeugen erinnern uns jedes Jahr wieder daran und prägen damit unsere gemeinsame Erfahrung. ... Die später Geborenen tragen wiederum ihre Reflexionen darüber bei, was ihnen diese Zeitzeugenberichte heutzutage bedeuten. ... In dieser Hinsicht unterscheidet sich der 13. Januar bedeutsam von den anderen beiden Daten. Hier geht es nicht um die Erinnerungen wichtiger Politiker und Entscheider. Hier geht es um die Erinnerungen und Reflexionen des Volkes. Das Thema überragt alle uns sonst trennenden politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Verschiedenheiten. Daher auch die These, dass der 13. Januar der ontologische Beweis für den litauischen Staat ist.“
So viel Weh in unseren Nachbarländern
Dass sich der Widerstand gegen den Putsch gelohnt hat, zeigt für 15min nicht zuletzt der Blick in die benachbarten Ex-Sowjetrepubliken:
„Sie haben einen anderen Weg gewählt und duldeten den Schmerz eines verfaulenden Zahns, in der Hoffnung, dass alles gut kommen würde. Aber dieser Zahn hat den ganzen Organismus vergiftet. Die Ukraine probiert seit der orangenen Revolution, ihre Fehler zu korrigieren, unablässig, obwohl die Schmerzen groß sind. Die Menschen in Belarus fangen erst jetzt an, ihren Eiter zu entfernen. Das fällt ihnen schwer, aber hoffentlich werden sie nicht aufgeben. Lange noch wird der Eiter des imperialistischen Erbes auch das große Land Russland vergiften: 30 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion ist Russland wieder in eine Halbdiktatur abgerutscht.“