Wie Napoleons 200. Todestag würdigen?
Der am 5. Mai 1821 auf St. Helena verstorbene Napoleon Bonaparte gehört zweifelsohne zu den bekanntesten Figuren der französischen Geschichte. Wie man heutzutage einem Kaiser gedenken soll, der brutale Feldzüge befahl, die Sklaverei wieder einführte und frauenfeindliche Gesetze forcierte, darüber scheiden sich in Frankreich die Geister.
Napoleon verdanken wir La Grandeur
Dem aus Korsika stammenden Genie gebührt große Ehre, findet Le Figaro:
„Neben Jeanne d'Arc und de Gaulle zählt Napoleon zu unseren weltweit bekannten Persönlichkeiten. In Paris regen sich einige tugendhafte Geister auf, doch die Welt ist weiterhin von seinem Schicksal fasziniert. Ja, er muss also kommemoriert und gefeiert werden, selbstverständlich! Dies behindert nicht die kritische Arbeit der Historiker. Merken wir uns unter seinen vielen Verdiensten den, ein Land über sich hinauswachsen lassen zu haben, und zwar dauerhaft. ... Napoleon hat dem Land ein gewisses Selbstbild vermacht, das sich in einem großartigen Wort zusammenfassen lässt, das zwar heute in Verruf ist, aber knapp zwei Jahrhunderte lang die Grundlage darstellte: la Grandeur.“
Fatale Konsequenzen nicht vergessen
Der positive Blick vieler Historiker auf Napoleon Bonaparte verdeckt die verheerenden Folgen seiner Herrschaft, betont L'Humanité:
„1,7 Millionen Tote in rund 15 Jahren ungeteilter Herrschaft, die im Untergang endete. Ein ausgeblutetes Frankreich, das in vielerlei Hinsicht in die Hände ausländischer Mächte gelangte, die verpasste Erstlingsfrucht der Industriellen Revolution, eine neue Aristokratie als nutznießerische Verbündete alter Art, und die ewige Misere des zur Finanzierung der Kriege geprellten Volks. Die Kopie des Skeletts von Napoleons Pferd vom Künstler Pascal Convert, das in England wie eine Trophäe aufbewahrt wird, wurde im Invalidendom nicht ohne Kontroverse über Napoleons Grab aufgehängt und scheint genau dies auszudrücken: Der ruhmvolle Ausritt war eine finstere Kavalkade.“