Lokalwahlen in Kroatien: Ein Aufbruch?
In Kroatien ist am Sonntag die zweite Runde der Lokalwahlen zu Ende gegangen. Die Hauptstadt Zagreb bekommt ihren bislang jüngsten Bürgermeister, den 39-jährigen Tomislav Tomašević vom links-grünen Bündnis Možemo. Die konservative Regierungspartei HDZ verlor zudem Hochburgen wie Split und Knin. Wie sehr die Wahlergebnisse das Land verändern, bewerten Kommentatoren unterschiedlich.
Vergangenheit verliert an Bedeutung
Dass die Regierungspartei HDZ wichtige Hochburgen verloren hat, zeigt, dass sich der Blick der Bürger im Nachbarland langsam nach vorne richtet, freut sich Delo:
„Die Gewinner in Zagreb, Split, Knin haben mehr Transparenz versprochen. Die Wähler glauben ihnen, weil sie auf ein transparentes Morgen hoffen. Dies ist offensichtlich ein Zeichen dafür, dass ein großer Teil der kroatischen Wählerschaft tatsächlich mehr daran interessiert ist, was in der Zukunft passieren wird. Für Kroatien ist dies ein großer Schritt nach vorn, denn es gibt noch so einige Skeptiker im Land, die davon überzeugt sind, dass die Vergangenheit wichtiger ist als die Gegenwart und Zukunft.“
Von Aufbruch kann keine Rede sein
Linke Wahlsiege in den Städten werden die politischen Kraftverhältnisse in Kroatien nicht so schnell ändern, wiegelt Azonnali ab:
„Auf die Politik auf nationaler Ebene werden sich die Ergebnisse der Kommunalwahlen kaum auswirken. Betrachtet man die Resultate in den Städten, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Lage der HDZ schlimm ist. Jedoch hat die Mitte-Rechts Partei des Regierungschefs Andrej Plenković die ländlichen Gebiete auf ihrer Seite und könnte dadurch weiterhin problemlos eine Parlamentswahl gewinnen.“
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Die neuen Gesichter müssen ihren Worten vor der Wahl nun auch Taten folgen lassen, erinnert Večernji list:
„Die Bürger haben diesen Mai für Veränderungen gestimmt, die ihnen auf dem Tablett serviert wurden. Die Lektion für die Politiker ist, dass jemand, der gestern noch der Boss in der Stadt war, schon morgen seinen Rang verlieren kann und von der Ecke aus dem neuen Helden zuschauen muss, dem nun alle zujubeln. Doch wird es wirklich positive Veränderungen geben? Wer weiß das schon. Dem Wähler bleibt nur das lateinische Sprichwort 'dum spiro, spero', so lange ich atme, hoffe ich.“