Kann Budapests Bürgermeister Orbán herausfordern?
Der linke Oberbürgermeister von Budapest, Gergely Karácsony, will Spitzenkandidat der vereinten Opposition gegen Orbán werden. Dazu kündigte er die Gründung des Bündnis 99 (für 99 Prozent der Bürger) an. Die größten Oppositionsparteien Ungarns von links bis rechts hatten bereits letztes Jahr beschlossen, zur Parlamentswahl 2022 gemeinsam gegen den seit 2010 regierenden Fidesz von Premier Orbán anzutreten.
99 Prozent? Lüge!
Dass das System Orbáns für die Meisten nachteilig wäre, bestreitet die regierungsnahe Tageszeitung Magyar Nemzet:
„Vor allem ist dieses Gefasel ein gestohlenes: Es ist bereits in den USA, in Spanien und in der Slowakei aufgetaucht, und überall diente es dem Versuch, den Neid und die Spannungen [in der Gesellschaft] auszunutzen. Zudem ist die Behauptung, dass in Ungarn 99 Prozent der Bevölkerung in den vergangenen zehn Jahren gar nicht profitiert hätten, einfach nicht wahr.“
Vielleicht die letzte Chance
Dass Karácsony sich nicht Rache als Ziel gesetzt hat, stimmt Népszava hoffnungsvoll:
„Vernünftige Menschen in Ungarn wünschen sich weder einen kalten, noch einen heißen Bürgerkrieg. Vielleicht ist das die letzte Chance für das Land, die rechte Revolution bei einer Wahl zu stoppen und in einer vierten Republik ins demokratische Europa zurückzukehren.“
Links, aber nicht systemkritisch
Das linke Medium Mérce hat zwar Vorbehalte gegenüber dem Parteienbündnis, fordert aber zu dessen Unterstützung auf:
„Das Programm dieser Bewegung ist ein sozialdemokratisches Programm, also links, aber nicht systemkritisch-links. ... Es ist noch ein weiter Weg, bis in Ungarn eine wirklich relevante linke politische Kraft entsteht. ... Jedoch verdient dieses Experiment unsere Aufmerksamkeit und unsere kritische Unterstützung.“