Freisprüche im Mordfall Kuciak aufgehoben
In der Slowakei muss der Prozess gegen die mutmaßlichen Drahtzieher der Ermordung des Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová neu aufgerollt werden. Das oberste Gericht des Landes hob am Dienstag in Bratislava den Freispruch für den Millionär Marián Kočner und eine mutmaßliche Komplizin aus dem vergangenen September auf. Kommentatoren sind erleichtert.
Die Justiz funktioniert
Denník N streicht die Bedeutung dieses Prozesses für das Vertrauen der Slowaken in Recht und Gerechtigkeit heraus:
„Das gestrige Urteil sagt uns, dass wir immer noch darauf zählen können, dass das Justizsystem funktioniert. Es gibt keinen Grund zur totalen Verzweiflung, es gibt keinen Grund für Gewalt und Anarchie. Das System hat die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen und zu korrigieren, Unschuldige zu verteidigen und Schuldige zu bestrafen. Marian Kočner saß in seiner blauen Gefängniskleidung im Gericht. Die Familien von Ján Kuciak und Martina Kušnírová weinten. Der Oberste Gerichtshof hat einen Fehler korrigiert. So in etwa sieht Gerechtigkeit aus.“
Rechtsstaat auf Probe
Das große Medieninteresse an dem Fall ist hilfreich, merkt Hospodářské noviny an:
„Die Richter stehen durch die Medien unter Beobachtung des ganzen Landes. Das ist gut so, denn am Ende der Regierungszeit von Robert Fico und seiner Partei war das Vertrauen in die Gerichte in der Slowakei laut Umfragen am niedrigsten in der gesamten EU. Nur eine genaue und sorgfältige Arbeit, das heißt eine gründliche Begründung der Bestrafung oder eines Freispruchs führt zu einer vollständigen Rehabilitierung der Slowakei. ... Erst dann könnte das slowakische Beispiel, welcher Weg aus dem dunklen Wald zurück zu einer funktionierenden liberalen Demokratie führt, für seine Nachbarn – auch Tschechien – ein nachahmenswertes Vorbild werden.“