England - Italien: Wer hat die größeren Chancen?
Im Finale der Fußball-EM stehen sich am Sonntagabend im Wembley-Stadion die Teams aus Italien und England gegenüber. Die Wettquoten der Buchmacher sehen vielleicht auch wegen des Heimvorteils England knapp als Favorit. Journalisten aus Italien und Ungarn hingegen sehen deutliche Vorteile auf Seiten der Squadra Azzura.
Der bessere Verlierer könnte siegen
England steht unter dem Zwang, siegen zu müssen, merkt Corriere della Sera nicht ohne Spott an:
„Wir Italiener denken, wir können verlieren. Die Engländer denken, sie müssen gewinnen. Deshalb schneiden wir oft besser ab als sie. In unserer Einstellung mischen sich Vorsicht, Erfahrung und Aberglaube. Ihr Verhalten ist eine Kombination aus Stolz, Rücksichtslosigkeit und Ungeduld. Seit der Weltmeisterschaft 1966 hat England keinen Europa- oder Weltmeistertitel mehr gewonnen: fünfundfünfzig Jahre lang. … Die Drei Löwen - der Spitzname stammt von den Wildkatzen auf ihrem Wappen - sehen sich von einer mächtigen kollektiven Illusion erdrückt. Es ist nicht einfach, unter diesen Bedingungen zu spielen, vor allem zu Hause, im Wembley-Stadion; auch weil im englischen Fußball stürmische Begeisterung schnell in nicht minder stürmische Enttäuschung umkippt.“
Fußball und Draghi schweißen zusammen
Der Zusammenhalt in Italien wird derzeit gleich doppelt gestärkt, beobachtet Népszava:
„[Die Nationalelf] hat den Italienern ihr Selbstbewusstsein zurückgegeben, nachdem sie im Gegenwind des Populismus schon fast vergessen zu haben schienen, was nationale Einheit bedeutet ... Doch der Beitrag von Mario Draghi zu diesem wiederentdeckten Selbstbewusstsein ist mindestens genauso groß. ... Der Regierungschef hat dem Land sein internationales Gewicht zurückgegeben. ... Die Politik daheim hat er ebenso unter Kontrolle. Er hat stabile Verhältnisse geschaffen in einer Situation, die hoffnungslos aussah.“