Niederlande: Protest gegen afghanische Flüchtlinge
Rund 250 meist junge Niederländer haben vergangene Woche im Dorf Harskamp gegen die Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen in einem Auffanglager der Armee demonstriert. Während rechtskonservative und rechtspopulistische Politiker Verständnis äußerten, verurteilten Regierungsmitglieder die Proteste. Die Presse geht mit Politik und Gesellschaft hart ins Gericht.
Unsere Kultur ist eiskalt
Die Abwehr von Flüchtlingen reicht weit in die Geschichte der Niederlande zurück, stellt De Volkskrant-Kolumnist Toine Heijmans fest:
„Molukker - herzlos aufgenommen in Lagern 1951. Oder noch früher: Juden, nicht willkommen in den Niederlanden von 1938. Auch damals versuchten europäische Länder, gemeinsam Mauern gegen Flüchtlinge zu errichten. 'Es ist auch eine bestimmte Kultur, die hier nicht alle wollen', giftete jemand auf Twitter. Stimmt. Die niederländische Kultur ist so, dass nie jemand eine bestimmte Kultur will - außer, wenn sie Geld einbringt oder olympische Medaillen. “
Scheinheilige Empörung
Als unehrlich empfindet NRC Handelsblad die Kritik von Seiten der Regierung:
„Auch die Regierung Rutte zeigt nicht gerade eine kulante Haltung gegenüber Migranten, sogar, wenn es um Kinder geht. ... Allzu oft steht die Politik Flüchtlingen und Migration negativ gegenüber. Die Evakuierten aus Kabul haben Glück, dass die Politik sich für sie verantwortlich fühlte. Aber es gibt auch Flüchtlinge, die am Rand von Europa unter erbärmlichen Umständen in Lagern leben. Über sie ist das politische Gespräch verstummt oder eigentlich nie in Gang gekommen.“