Papst Franziskus in Ungarn: Ich bin dann wieder weg
Anlässlich des Eucharistischen Weltkongresses in Budapest hat Papst Franziskus am Sonntag Ungarn besucht. Er zelebrierte eine große Freiluftmesse und traf eher beiläufig auch Vertreter der Staatsspitze, unter ihnen Premier Viktor Orbán. Anschließend reiste er in die Slowakei weiter. Für Kommentatoren ist ziemlich klar: Etwas einbilden braucht sich Orbán auf diese Stippvisite nicht.
Eile statt Weile
Die Umstände des Papstbesuchs in Ungarn zeigen deutlich, wie Franziskus zum Premier und seiner Politik steht, meint Večernji list:
„Während Orbán auf seiner Facebook-Seite sofort ein Foto des Handschlags mit dem Papst veröffentlichte, zeigte das vatikanische Fernsehen nur den Eintritt des Papstes in ein Museum. ... Schon die Tatsache, dass Papst Franziskus sich lediglich sieben Stunden in Orbáns Ungarn aufgehalten hat, ohne dort zu nächtigen, während er in der benachbarten Slowakei fast drei ganze Tage verbringen wird, ... zeigt deutlich, was der Papst von Orbán und seiner Politik hält - was Regimekreise in Ungarn als Versuch ansehen, Ungarn zu 'demütigen'.“
Kaum politisches Kapital für den Premier
Auch Denník N glaubt, dass Orbán die Ereignisse des Wochenendes kaum für sich wird ausschlachten können:
„Franziskus wies auf die Bedeutung von Werten wie Offenheit und Respekt gegenüber allen Menschen hin und sprach auch über die Bedrohung durch Antisemitismus. Viktor Orbán, der die Wahl gerade dadurch gewinnt, dass er diese Werte negiert, muss sich ziemlich unwohl gefühlt haben. ... Franziskus ist ein Papst, der schwer auszubeuten ist. Organisatorisch verlief der Papstbesuch in Ungarn nicht schlecht. Aber Orbán kann aus ihm nicht so viel politisches Kapital schlagen wie aus dem Besuch eines radikalen Kommentators von Fox News, der ihn im August vehement bewarb.“
Der Papst ist mehr als ein Staatsoberhaupt
Dass die Diskussion über den Papstbesuch in Ungarn politisiert wurde, ist der Opposition vorzuwerfen, meint die regierungsnahe Magyar Nemzet:
„Die Linke hat genau den Stil gezeigt, den man auch sonst von ihr kennt. Damit hat sie eindeutig bewiesen, wie unzugänglich für sie die ganze Welt des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe ist. Für sie ist der Papst ein Staatsoberhaupt, ein Politiker. ... Und die römisch-katholische Kirche ist für sie eine schrecklich geheimnisvolle Institution, die sie mit Argwohn betrachtet, weil diese eine unverständliche und nicht zu beweisende Ideologie vertritt.“