Ex-Präsident Saakaschwili in Georgien verhaftet
Die regierende KO (Georgischer Traum) hat mit 46,7 Stimmenprozenten trotz klarer Verluste die georgischen Kommunalwahlen gewonnen. Kurz davor war Michail Saakaschwili, inzwischen ukrainischer Staatsbürger, überraschend in sein Geburtsland zurückgekehrt, um die Opposition zu unterstützen. Wenige Stunden nach seiner Ankunft wurde er verhaftet. Das sorgt für einigen Aufruhr.
Suchtverhalten ohne Perspektive
Der Ex-Präsident kann nicht von der Politik lassen, meint der Journalist Alexej Dawidenko in Obosrewatel:
„Saakaschwili erinnert mich immer mehr an einen stark abhängigen Casino-Spieler. All seine Siege gehören längst der Vergangenheit an. Das Glück hat sich von ihm abgewendet, und alle Versuche, es zurückzuholen, enden kläglich. In kleineren Angelegenheiten gewinnt er gelegentlich. Und dann prahlt er laut vor den anderen, so als ob er den Jackpot geknackt hätte. Und wenn er in einer großen Sache verliert, sind immer die anderen schuld. So auch jetzt. Er eilt chaotisch zwischen zwei Roulette-Tischen hin und her und versucht, seine Chips gleichzeitig über alle Felder zu schieben.“
Eine Provokation, die funktionieren kann
Life sieht die georgische Führung in einer Zwickmühle:
„Die Verhaftung eines Menschen, den viele Oppositionelle als ihren Anführer betrachten, kann den Fokus der Aufmerksamkeit vom Wahlergebnis ablenken. ... Den Massen auf der Straße sind die Wahlergebnisse egal, sie werden Saakaschwilis Freilassung fordern und sich weigern, auseinanderzugehen, bis dies passiert. Aber da die georgische Führung sich darauf nicht einlassen kann (das wäre ein Eingeständnis von Schwäche), sind die Folgen unvorhersehbar. ... In Georgien reicht ja schon ein banaler Anlass wie ein russischer Abgeordneter, der sich in den Sessel des Parlamentspräsidenten setzt, um Unruhen in der Art eines neuen 'Maidan' zu provozieren.“
Kyjiw in der Bredouille
Radio Swoboda zitiert in einem Übersichtsartikel den Politologen Oleh Saakian:
„Mit seiner Reise nach Georgien hat Saakaschwili die Ukraine und die ukrainischen Behörden in eine peinliche Lage gebracht. ... Als Staat muss die Ukraine ihren Bürger schützen, aber das tut sie auf Kosten der bilateralen Beziehungen. Es ist klar, dass Saakaschwili hier zum 'Zankapfel' geworden ist.“