Österreich: Tod zweier Flüchtlinge entfacht Debatte
Zwei Flüchtende aus Syrien sind am Dienstag tot in einem Kleinbus im Burgenland gefunden worden, 27 weitere Männer wurden aufgegriffen. Der Fall weckt in Österreich Erinnerungen an die Tragödie von Parndorf im Jahr 2015, als 71 Menschen in einem Kühllastwagen ums Leben kamen. Österreich und Europa haben immer noch keinen angemessenen Umgang mit Migration, stellen Kommentatoren ernüchtert fest.
Unerträgliche Abstumpfung
All die Diskussionen nach 2015 haben zu nichts geführt, kritisiert Der Standard:
„Seither wurde in der EU und ihren Mitgliedsstaaten vielfach über Asyl und Migration debattiert. … Geändert hat sich wenig. … Zugenommen hat seit 2015 hingegen eines: die allgemeine Abstumpfung. Tote Flüchtlinge an Mittelmeerstränden, in belarussischen und polnischen Wäldern oder, wie nun in Österreich wieder, in engen Wagen schockieren in Europa inzwischen nur noch wenige. Man nimmt sie hin, schaut weg, blättert weiter. Das ist ein schweres moralisches Problem, und es trägt zu einer asylpolitischen Handlungsunfähigkeit bei, die sich zu einem wahren Fiasko auswachsen kann.“
Offenbar muss es Tote geben, bis jemand reagiert
Die Bundesregierung hat die steigende Zahl illegaler Grenzübertritte einfach ignoriert, meint der Kurier:
„Es ist wirklich tragisch, dass es im Burgenland wie im Jahr 2015 wieder tote Flüchtlinge in einem Schlepperwagen geben musste. Aber niemand soll sagen, dass das eine überraschende Entwicklung sei. Seit Ende April sind die Aufgriffe von Flüchtlingen an der burgenländischen Grenze sukzessive gestiegen. … Aus den Grenzgemeinden war immer wieder und zuletzt immer lauter zu hören, wie Flüchtlinge auf Hauptplätzen einfach ausgesetzt worden sind. In Wien war das Thema - ausgenommen im Innenministerium - aber politisch bis jetzt noch nicht angekommen. Das ist, das muss mit dem heutigen Tag anders sein.“