Zäher Regierungswechsel lähmt Tschechien
Der verspätete Segen des kranken Präsidenten Zeman für die Koalition der Wahlsieger unter Petr Fiala hätte der Startschuss für ein Tschechien nach Ex-Premier Andrej Babiš sein können, der unter dringendem Korruptionsverdacht steht. Doch die Aufbruchstimmung scheint verflogen zu sein, und grundsätzliche Probleme bleiben in den Wechselwirren liegen. Kommentatoren fordern von den Neuen mehr Zupacken.
Unsichtbare, untätige Sieger
Hallo, Covid ist hier in vollem Gange, erinnert Jan Stránský, Kommentator von Seznam Zprávy, den künftigen Regierungschef Petr Fiala:
„Hören Sie auf, sich zu verstecken! Leider beginnt man an der Kompetenz der neuen Regierung zu zweifeln, besser mit der Epidemie umzugehen als die Amateure unter Ex-Premier Andrej Babiš. ... Wachen Sie endlich auf und stellen Sie sich Covid. Manche Leute werden Sie für unpopuläre Maßnahmen verfluchen, die bei der aktuellen Lage leider kommen müssen. Na und? ... Es geht um Gesundheit und Leben. Bisher macht die Siegerkoalition im Kampf gegen das Virus einen gelinde gesagt peinlichen Eindruck.“
Will eigentlich jemand regieren?
Deník moniert personelle Querelen in der neuen Regierungskoalition:
„Der Vorsitzende der Christdemokraten, Marian Jurečka, legt Wert auf das Ministerium für Arbeit und Soziales. Obwohl der ehemalige Landwirtschaftsminister keine Erfahrung damit hat. Aber eine politische Schlüsselposition müsse ein Parteichef schon haben. Seine Stellvertreter in der Partei haben jedwede Ministerien abgelehnt, weil sie nicht in Prag, sondern lieber weiter bei ihren Familien in Brno leben wollten. Welch absurde Ausrede für Spitzenpolitiker. ... Die Piraten streiten sich mit der Bürgermeisterpartei und halten einige Ministerkandidaten der [Fiala-Partei] ODS für inakzeptabel. Alle gehen aufeinander los, obwohl sie noch nicht einmal angefangen haben.“