Corona: Auch eine neue Welle der Spaltung?
Mehrere Länder reagieren auf die stark ansteigenden Coronazahlen erneut mit drastischen Restriktionen. Damit wachsen auch die gesellschaftlichen Spannungen zwischen Geimpften und Ungeimpften sowie zwischen Befürwortern und Gegnern neuer Lockdowns. Stimmen aus Slowenien, Estland, der Slowakei sowie aus Spanien, das sich in seltener Einigkeit präsentiert.
Berechtigten Ärger besser runterschlucken
Die Slowakei hat neue Restriktionen verhängt, auch für Geimpfte. Denník N äußert Verständnis für deren Ärger darüber:
„Natürlich ist dies eine unangenehme Situation für die Regierung. Sie versprach, dass der Impfstoff Freiheit verschaffen würde, und viele von den Geimpften könnten sich betrogen fühlen. Nur zwei Ratschläge für Sie: Wenn Sie das Bedürfnis verspüren, wütend auf jemanden zu sein, sollten Sie wütend auf diejenigen sein, die für das erbärmliche Impfniveau in unserem Land verantwortlich sind. An erster Stelle diejenigen, die Unsinn über Impfstoffe verbreiten. Aber besser wäre es, wenn Sie den Ärger runterschluckten und sich so rational verhielten wie bei der Impfung.“
So kann es nicht weitergehen
Primorske novice beschreibt ein Nebeneinander von Auflehnung und Solidarität in Slowenien:
„Die Epidemie offenbart extreme Opferbereitschaft und extremen Egoismus, eine fortschreitende Spaltung und Hilfsbereitschaft für alle, die sie brauchen, Widerstand gegen die 3G-Regeln und gegenseitige Ermutigungen zu sicherem Verhalten. Wegen der großen Belastung der Krankenhäuser aufgrund der Covid-Patienten entfallen andere Behandlungen, ein Zusammenbruch des Systems würde Krebspatienten in den Tod treiben. Ärzte und Schulkinder sind das Ziel von Beleidigungen und Drohungen. Vor diesem Hintergrund müssen wir sofort klären, ob wir offene Krankenhäuser und offene Schulen mit Präsenz-Unterricht haben wollen.“
Soziale Medien sind die treibende Kraft
Eesti Päevaleht erklärt, warum es die Kommentarfunktion bei Corona-Artikeln bis mindestens Ende des Jahres gesperrt hält - und warum das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist:
„Das ist unsere Antwort auf die, die die Rolle der Impfungen herunterspielen, über Ärzte und wissenschaftliche Ansätze spotten und Menschen und Organisationen preisen, für die Impfstoff unwissenschaftliche Flüssigkeit ist. ... Was über die sozialen Medien verbreitet wird, ist für die ganze Welt Anlass zur Sorge, von den USA bis zu Kleinstaaten wie Estland. Estland allein kann den Kampf mit den Provokateuren auf Facebook und mit Facebook als Plattform nicht aufnehmen.“
Spanien vereint im Glauben an die Wissenschaft
eldiario.es beobachtet mancherorts eine Verbindung zwischen Wahlverhalten und Covid-Erkrankung:
„Im Oktober lag die Covid-Sterblichkeit in den US-Countys mit dem höchsten Prozentsatz an Trump-Wählern bei 25 auf 100.000 Einwohner, in den Biden-Gebieten bei 7,8. ... Dies ist auch in einigen Regionen Europas der Fall. In Deutschland hat sich die extreme Rechte die Anti-Impf-Bewegung auf die Fahnen geschrieben. ... In Spanien ist das anders. Fünfundneunzig Prozent der Erwachsenen sind unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit für das Tragen von Gesichtsmasken in Innenräumen: Bei den [linken] Podemos-Wählern sind es 96 Prozent und bei den [rechtsextremen] Vox-Wählern 95 Prozent. ... Trotz aller Fake-News-Wellen folgt die Mehrheit der Bevölkerung in Spanien weiterhin der Wissenschaft. Und das ist der beste Ausgangspunkt, um uns vor allem zu schützen, was in diesem Winter kommt.“