Istanbul: Wer ist fürs Schneechaos verantwortlich?
Wie in Griechenland haben auch in der Türkei heftige Schneestürme das öffentliche Leben eingefroren: Am Montag steckten über 5.000 Menschen in Istanbul im Stau fest und mussten evakuiert werden. Der neue Flughafen und die Autobahn Ankara-Istanbul waren lange Zeit gesperrt. Türkische Kommentatoren streiten über die Verantwortlichkeit des Istanbuler Bürgermeisters.
İmamoğlu versagt in der Krise
Obwohl der Schnee seit Tagen angekündigt war, hat Oberbürgermeister İmamoğlu kaum Vorkehrungen getroffen, schimpft die regierungsnahe Sabah:
„Die Istanbuler Stadtverwaltung verfügt über mehr Ressourcen, Ausstattung und Personal als jede andere Gemeinde in der Türkei. Ekrem İmamoğlu hätte seinen Krisenplan bekannt geben und diese enorme Macht an riskanten Stellen konzentrieren können. ... Aber selbst das konnte er nicht. In dieser Nacht hat er die ihm anvertrauten 16 Millionen Istanbuler in eine erbärmliche Lage gebracht, uns alle an unseren Arbeitsplätzen, auf den Straßen alleine, herrenlos und gestrandet zurückgelassen. ... Wenn der Bürgermeister die Millionenstadt nicht einmal im geschlossenen Zustand führen kann, wie ist er dann noch im Amt?“
Unberechtigte Schmutzkampagne
Obwohl die Zentralregierung zuständig ist, wird nur der oppositionelle Bürgermeister für die Katastrophe verantwortlich gemacht, ärgert sich Yetkin Report:
„İmamoğlu ist natürlich nicht für den schlechten Bau und Betrieb des Istanbuler Flughafens verantwortlich oder dafür, dass die Autobahn Ankara-Istanbul nicht geräumt wurde, obwohl sie schon schlimmere Schneestürme überstanden hat. ... Doch das Propagandateam der AKP scheint die Ärmel hochgekrempelt zu haben, um İmamoğlu für alle Probleme mit dem Schneefall verantwortlich zu machen. ... Die AKP will, dass man nicht über die Wirtschaftskrise spricht, sondern über İmamoğlu.“