Spanien: Kommission zum Missbrauch in der Kirche
Vier Jahre nachdem die Zeitung El País dem Papst und dem Vorsitzenden der spanischen Bischofskonferenz ein Dossier mit 251 unveröffentlichten Fällen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder durch Mitarbeiter der Kirche übergeben hatte, soll es eine parlamentarische Untersuchungskommission geben. Die Abgeordnetenkammer stimmte einer entsprechenden Petition zu. Die Landespresse spiegelt eine bewegte Debatte wider.
Pädokriminalität gibt es überall
La Razón befürchtet eine generelle Stigmatisierung der katholischen Kirche:
„Das Parlament scheint nicht das beste Organ zu sein, um Pädokriminalität in der Kirche zu untersuchen, außer man plant eine allgemeine Anklage gegen die Institution. Die Tatsachen sind schrecklich, ja, aber sie verändern nicht das, was der Katholizismus in der Gesellschaft insgesamt darstellt. Schließlich ist die Pädokriminalität eine Geißel, die in allen Bildungseinrichtungen grassiert. ... Es obliegt daher den Gerichten, die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. ... Denn die Stigmatisierung der kirchlichen Institution durch politische und ideologische Kreise, die gegen die von ihr vertretene Religion sind, hat wenig mit der Suche nach Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu tun.“
Der Glaube hat die Eltern blind gemacht
Der Schriftsteller Sergio del Molino wundert sich in El País über die geistige Macht der Priester über ihre Gemeindemitglieder:
„Wir sind Säugetiere, wir sind darauf ausgelegt, gewalttätig auf alles zu reagieren, was unsere Nachkommen bedroht. ... Um diesen Instinkt außer Kraft zu setzen, muss die Person völlig umprogrammiert werden, wie es eine Sekte tun würde. Nur so lässt sich die Passivität der Eltern und die Tatsache erklären, dass es kaum Fälle von Aggression gegen pädokriminelle Priester gibt. Hätten die Täter keinen Talar getragen, wäre die Reaktion meiner Überzeugung nach ganz anders ausgefallen. ... Aber der Glaube, wenn er aufrichtig ist, ist immer blind für jede Wahrheit, die ihn erschüttern könnte.“