Europa: Neue Solidarität mit Geflüchteten?
Hunderttausende Ukrainer fliehen nach Russlands Angriff aus ihrem Land nach Westen - vor allem in die Nachbarstaaten, wo bereits viele Ukrainer leben, aber auch darüber hinaus. Kommentatoren rufen dazu auf, diese Menschen bestmöglich zu unterstützen, blicken aber auch auf die Herausforderungen, die das mit sich bringt.
Chance nutzen für neue Gemeinsamkeit
Dass es ausgerechnet Polen ist, das die meisten Flüchtlinge empfängt, sollte Warschau nicht den Vorwurf der Doppelmoral eintragen, findet die Süddeutsche Zeitung:
„Natürlich fällt es den Polen leichter, Solidarität mit den Nachbarn aus der Ukraine zu zeigen als mit Menschen aus Nahost oder Afrika. Die anderen Europäer, auch die Deutschen, sollten das anerkennen und dazu nutzen, gemeinsame Wege zu finden. Im Gremium der EU-Innenminister wurde den Polen und den anderen betroffenen Staaten großzügige Hilfe angeboten. Man kann nur hoffen, dass die polnische Regierung dieses Angebot wirklich annimmt. Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen als gemeinsame Sache: Es wäre nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit, sondern auch ein Zeichen an den Kriegsherrn Putin.“
Menschen aufnehmen hat Signalwirkung
Alle EU-Länder müssen jetzt bereit sein, Flüchtlinge aufzunehmen, fordert Sydsvenskan:
„Eine der wichtigsten Absichten Wladimir Putins ist es, den Zusammenhalt Europas zu brechen. Und die EU hat sich schwergetan, eine umfassende Regelung zur Migration zu erreichen. Putin nutzt die Sensibilität des Themas nur allzu gern, um Keile zwischen die Länder der Union zu treiben, indem er einen Flüchtlingsstrom in die EU verursacht. Die Drohung mit Migration wurde schon in der Vergangenheit von Despoten benutzt. Daher muss die EU nicht nur mit solidarischen Worten, sondern auch durch solidarische Taten mit den Ukrainern zusammenstehen. Alle EU-Länder müssen sich beteiligen und Ukrainer aufnehmen, die eine Zuflucht brauchen. So zeigt die EU die Überlegenheit der Soft Power. Schweden auch. Wir schaffen das.“
Budapest plötzlich flüchtlingsfreundlich?
Das unter Viktor Orbán langjährig gepflegte migrationsfeindliche Narrativ trägt nicht zur Akzeptanz gegenüber Flüchtlingen in Ungarn bei, beklagt Magyar Hang:
„Jetzt bittet eine Regierung die Gesellschaft um Mitleid gegenüber den aus dem [ukrainischen] Karpatenvorland fliehenden ethnischen Ungarn, die schon seit zwölf Jahren einen Sport daraus macht, Minderheiten, Bedürftige und die, die ihnen helfen, mit Füßen zu treten. ... Wir erleben historische Zeiten, in denen sich zeigen wird, wie stark und barmherzig wir Ungarn wirklich sind.“