EU liefert Ukraine Waffen: Neue Geschlossenheit?
Die Europäische Union will der Ukraine Waffen und Ausrüstung im Wert von einer halben Milliarde Euro zur Verfügung stellen. Harte Sanktionen gegen Russland wurden einstimmig und schnell getroffen. Kommentatoren sind beeindruckt von dieser bislang ungewohnten Reaktionsfähigkeit.
Eben nicht wie 1938
Hier formt sich ein neuer Geist, freut sich Corriere della Sera:
„Anstelle einer Beschwichtigungspolitik wie 1938 gegenüber Hitler zeigen die Regierungen und die öffentliche Meinung in Europa Stärke. Sie nehmen Moskaus Verstoß gegen das internationale und humanitäre Recht nicht hin. Auf dem Alten Kontinent geschieht etwas Überraschendes. Wir wissen noch nicht, wie lange es dauern wird und wie das Ergebnis aussehen wird. Aber mit den riesigen Menschenmengen, die sich ums Brandenburger Tor versammelt haben, wo vor 33 Jahren Europa auf den Trümmern der Berliner Mauer wiedervereinigt wurde, und auf den Plätzen überall auf dem Kontinent hat vielleicht eine andere europäische Geschichte begonnen, in dem Bewusstsein, dass es keinen Frieden ohne Freiheit und Gerechtigkeit gibt.“
Kein geopolitischer Zwerg mehr
Der Angriff auf die Ukraine hat bewirkt, was Putin immer verhindern wollte, konstatiert Seznam Zprávy:
„Europa steht beispiellos zusammen. Auch Ungarns mit Putin freundschaftlich verbundener Viktor Orbán hat die Hand zu harten Sanktionen erhoben. Mit der Entscheidung, der Ukraine Kampfflugzeuge zu liefern, ist die EU auf dem Weg, das ihr bisher anheftende spöttische Etikett des geopolitischen Zwergs endgültig loszuwerden. ... Selbst die Deutschen änderten glücklicherweise ihre Meinung. ... Und die Träume von Václav Klaus und Marine Le Pen von einer Rückkehr der Union zur rein wirtschaftlichen Zusammenarbeit sind ebenso geplatzt wie Russlands Pläne, die Ukraine in zwei Tagen zu erobern.“
Ukrainische Flagge weht in den Herzen der Europäer
Wie EU und Ukraine aneinanderwachsen, beobachtet Schriftstellerin Irene Lozano in eldiario.es:
„Putins Brutalität stärkt eine gemeinsame Identität. Brüssel trifft Entscheidungen, die unmissverständlich drei große Selbstverpflichtungen zum Ausdruck bringen: Die erste betrifft, was auf dem Spiel steht: unsere Werte der Demokratie und Freiheit. Zweitens die Verpflichtung gegenüber denen, die diese Werte im Moment verkörpern: Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte der EU Waffen an ein Drittland geliefert. Drittens die Entscheidung, unsere wirtschaftliche Macht auszuüben, selbst wenn dies Opfer mit sich bringt. ... Die EU-Flagge wehte 2014 über dem Maidan [Platz der Unabhängigkeit in Kyjiw] und sagte uns, dass die Seele Europas auf dem Spiel steht. Heute weht die ukrainische Flagge in den Herzen aller Europäer.“