Deutschland liefert Waffen an die Ukraine
Mit einem Kurswechsel in der Verteidigungspolitik hat Berlin auf den russischen Angriff auf die Ukraine reagiert. Bereits am heutigen Montag sollen Panzerfäuste und Boden-Luft-Raketen der Bundeswehr eintreffen. Inwieweit das einen Wendepunkt mit weitreichenden Folgen bedeutet, erörtert Europas Presse.
Berlin überwindet alte Barrieren
Der überfällige Kurswandel in Deutschland macht nun den Weg für Änderungen in Europa frei, analysiert L'Opinion:
„So wie Wladimir Putin aufgrund einer überholten Weltanschauung einen Krieg anfing, befand sich Europa aufgrund der veralteten intellektuellen Software Deutschlands in einer Sackgasse. Es hat lange gedauert und einige Mühe gekostet, bis die deutschen Nachbarn diese Kehrtwende erreicht haben - wahrscheinlich, weil Deutschland sich dazu verpflichtet fühlt, nie zu vergessen, dass ein Flügelschlag im eigenen Land einen verheerenden Tornado auf dem ganzen Kontinent auslösen kann. ...Indem Berlin ein Tabu bricht, ermöglicht es Europa nun, sich zu wandeln. Die militärische und strategische Autonomie der EU zu verstärken – wofür sich Emmanuel Macron so oft eingesetzt hat –, scheint seit vergangener Woche gerechtfertigt; seit zwei Tagen scheint es endlich auch möglich.“
Putin verliert seinen Verbündeten im Westen
Denník N freut sich über die Kehrtwende in Berlin:
„Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte an, dass sein Land 1.000 Panzerabwehrwaffen und 500 Boden-Luft-Stinger-Raketen in die Ukraine schicken werde. Angesichts der bisherigen Beziehungen Deutschlands zu Russland und den strengen deutschen Regeln für den Export von Waffen ist dies beispiellos. Gleichzeitig kündigte der Kanzler umfangreiche Investitionen in die eigene Armee an. Mit anderen Worten, Putin hat seinen treuesten Verbündeten im Westen verloren, den mächtigsten Staat in Europa.“
Raketen statt nur Helme
Mit der im Westen misstrauisch beäugten Achse Berlin-Moskau ist es jetzt vorbei, beobachtet Star:
„Die Tatsache, dass Merkel und Putin sowohl Deutsch als auch Russisch sprechen konnten, wenn sie alleine waren, sorgte vor allem in London für Misstrauen. Putin arbeitete hart daran, einen Keil in die Nato zu treiben. Aber nach seinem Einmarsch in die Ukraine änderten sich die Stimmen aus Deutschland urplötzlich. Während Berlin noch verspottet wurde, als es erklärte, 5.000 Helme schicken zu wollen, kommen die härtesten Maßnahmen heute vom neuen deutschen Bundeskanzler: Sperrung des Luftraums, Entfernung aus dem Swift-System, 1.000 Panzerabwehrraketen, 500 Stinger-Raketen.“